: Auch Käfer leben gern gesund
Körnerkost schmeckt auch Getreidekäfern / Garaus kann ihnen meist ohne Chemie gemacht werden / Kammerjäger bei hartnäckigen Fällen ■ Von Annette Sabersky
„Mit dem Trend zur Vollwertkost hat die Belastung mit Käfern und Insekten schlagartig zugenommen“, beobachtet Dr. Werner Raßmann von der Biologischen Bundesanstalt. Körnerprodukte, Trockenfrüchte und Nüsse sind für Mehl- und Backobstmilben, Brot-, Mehl- und Kornkäfer, Dörrobstmotten und Schaben ein gefundenes Fressen. Die ungebetenen Gäste sind meist nicht schädlich.
Werden größere Mengen verspeist, können sie jedoch Magen- Darm-Erkrankungen hervorrufen. Speichel-, Kot- und Haarreste von Milben und Motten machen Allergikern zu schaffen. Wer sie loswerden möchte, sollte „beobachten, ob es sich vielleicht nur um Zufallsgäste handelt“, rät Klaus-Dieter Szczesny von der Firma Aries. Sollten mehrere Tiere knabbern, ist eine gründliche Reinigungsaktion angezeigt: befallene Lebensmittel wegwerfen, ungeöffnete Packungen vorbeugend einige Stunden erhitzen oder einfrieren und dann in Gläser mit Gummidichtung verstauen. Doch es gibt sehr hartnäckige Tiere. Die Raupen der Dörrobstmotte verkriechen sich zur Verpuppung, Schaben verstecken ihre Eier. Für sie sind Pheromonfallen richtig: Die erwachsenen, männlichen Tiere werden mittels Sexualstoffen in einen Karton gelockt und gehen dort auf den Leim, so daß sie keinen neuen Nachwuchs zeugen können.
„Eine sofortige Beseitigung ist allerdings nicht zu erreichen“, sagt Szczesny. Wenn man die Tiere nach etwa acht Monaten nicht im Griff hat, sollte man einen Kammerjäger holen. Das ist besser, als sich selbst ans Werk zu machen, da die in Drogerien angebotenen Schädlingsbekämfungsmittel zum Teil hochgiftig sind. Doch einen guten Schädlingsbekämpfer zu finden ist schwierig. Um diese Tätigkeit auszuüben, reicht derzeit der Gewerbeschein. Eine gewisse Qualifikation haben nur „geprüfte Schädlingsbekämpfer“, die sich freiwillig fortgebildet haben und Kenntnisse über die Biologie der Tiere, Spritzmittel und vorbeugende Behandlung mitbringen. Sollte aufgrund der „Diagnose“ Gift gespritzt werden müssen, ist Naturpyrethrum das Mittel der Wahl. Der aus Chrysanthemen gewonnene Stoff ist für Mensch und Tier zwar giftig, wenn er ins Blut gelangt. Anders als die chemisch nachgebildeten, als Nervengifte geltenden Pyrethroide ist Pyrethrum aber bereits nach einem Tag abgebaut und somit „im Zweifelsfall“ das kleinere Übel.
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