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Lesbischer Mehrwert

■ Frankfurter Businessfrau gewinnt mit Lesben und Schwulen

Für die Verwirklichung ihrer Idee, Frankfurts Szene mit einer weiteren Kneipe zu beglücken, ging Elke Bokelmann vor zweieinhalb Jahren ein waghalsiges Risiko ein. Die gelernte Kauffrau aus einem Kaff nahe Köln schmiß ihren gut bezahlten Job in einem Frankfurter Warenhauskonzern und fand sich fortan am Zapfhahn und beim Gläserpolieren wieder.

Inzwischen ist das Harveys im Frankfurter Nordend zu einem beliebten Treffpunkt von Lesben, Schwulen und Heteros geworden, und die heute 33jährige zur erfolgreichen Businessfrau avanciert. Daß ihr Betrieb nach dem 1987 ermordeten schwulen Bezirksbürgermeister von San Francisco, Harvey Milk, benannt ist, hat seinen Grund. Von der Atmosphäre in den USA, wo sie das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Lesben und Schwulen schon immer faszinierte, ist sie einfach angetan. Und nicht zuletzt wegen ihres schwulen Bruders hat sie sich mit dem Harveys auf die lesbisch- schwule Mixtur eingelassen. In Frankfurts Szene ist sie damit eine der wenigen. Daß „bestimmte Lesben“, wie sie sich vorsichtig ausdrückt, ihren Laden meiden – ähnliches läuft auch in Berlin und anderen Großstädten ab – damit kann sie leben. „Ich gehöre eben nicht zu dieser Fraktion.“

Der geschäftliche Erfolg verschafft Elke Bokelmann Freiräume für privates Engagement zugunsten der schwullesbischen Szene in Frankfurt. Seit langem schon sponsert sie regelmäßig Kulturveranstaltungen und unterstützt einzelne Projekte wie die Initiative zur Errichtung eines Mahnmals für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus. Auch beim diesjährigen CSD Mitte Juli wird sie wieder mitmischen.

Als Unternehmerin träumt Elke Bokelmann von einer Kooperation mit anderen Homo-Unternehmen und trägt sich mit dem Gedanken, ein Branchenhandbuch aufzulegen, das neben Szenetreffs alle Bereiche homosexuellen Konsums umfaßt. „Ich fühle mich einfach als Bestandteil der Gay Community und möchte, daß wir wie in den USA stärker werden. Dazu leiste ich meinen Beitrag.“

Der könnte in Zukunft noch größer ausfallen, wenn die Geschäftsfrau ihre Expansionspläne in die Tat umsetzt. Auch lesbischer Mehrwert drängt eben nach Vermehrung. Andreas Köpke/jb

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