piwik no script img

Berti, das Orakel aus Korschenbroich

■ Vor dem heutigen Spiel gegen Spanien will Rudi Völler nimmermehr Ersatz sein

Berlin (taz) – Erstmal das Wichtigste aus Chicago: 25 Grad Celsius, bewölkter Himmel. Also kein weiteres Wort mehr über die Quecksilbersäule. Halt!, nur soviel: Rudi Völler kocht. Der hat nach seinem Rücktritt vom Rücktritt keine Lust, nur zu trainieren. Hat sich über den „Maulkorberlaß“ (dpa) von Vogts leichtfüßig hinweggesetzt und nölt: „Ich bin nicht hier, um mit dem Bundestrainer zu diskutieren, ob die Frauen ins Spielerhotel sollen oder die Söhne einiger Spieler abends zum Bankett dürfen.“ Boing! Satter Volley. Seitdem ist dicke Luft im „Oak Brook Hills“. Weil auch Stefan Kuntz mosert, er müsse mit den anderen nur rumstehen, „damit die A-Mannschaft üben kann“.

Dabei ist Völler dem Trainer nur in die Linguistikfalle gelaufen. Der hatte Rudi (87 Länderspiele) vor dem Bolivienspiel erklärt, er würde „fast sicher“ (Völler) eingesetzt. Schlauer Berti. Der kümmert sich gar nicht um den Jammernden („Ich stehe Gewehr bei Fuß“) und setzt noch einen drauf: „Vielleicht spielt Rudi Völler schon gegen Spanien.“ Fast, schon! Oh, Orakel aus Korschenbroich. Undurchschaubare Seele vom Niederrhein. Die Journalisten investigieren auf den Pressekonferenzen nach der Aufstellung und hören nur: „Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.“

Später wird Vogts dann sagen, den Einsatz von Strunz habe er längst geplant. Gut unterrichtete Greise von dpa wissen nämlich, daß Riedle draußen bleiben muß und der Stuttgarter die rechte Seite stärkt (s.a. „Gurke des Tages“) – Möller rückt nach vorn. Fehlt noch etwas Futter für die Freunde der Statistik: Zum 16. Mal treffen heute die BRD und Spanien (s. a. Seite 15) aufeinander, vier Unentschieden gab's bisher und vier Erfolge der Iberer. Sagt Andreas Brehme: „Angst kennen wir nicht.“ Ärger schon. Frag nach bei Rudi Völler. thöm

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen