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Präsidentschaft noch ohne sozialistischen Kandidaten

■ Frankreichs SozialistInnen in der Krise

Paris (AFP) – Der Rücktritt von Parteichef Michel Rocard hat Frankreichs Sozialisten in eine neue schwere Krise gestürzt. Zehn Monate vor den Präsidentschaftswahlen, die für mindestens sieben Jahre die politische Zukunft des Landes bestimmen werden, müssen sich die Sozialisten fieberhaft auf die Suche nach einem neuen Kandidaten machen. Der Verzicht des 63jährigen dürfte den Weg frei machen für eine Kandidatur von EU-Kommissionspräsident Jacques Delors – wenn er will.

Bislang hat sich Delors strikt geweigert, über eine Kandidatur zu sprechen. Und ob die neue „antiliberale“ Linie des als Vorsitzenden gewählten Parteilinken Henri Emmanuelli mit dem Image des Kommissionspräsidenten zusammenpaßt, muß sich erst zeigen. Unter dem Druck von allen Seiten könnte dieser sich dennoch gezwungen sehen, seine Haltung zu ändern. Der 68jährige gilt in allen Meinungsumfragen als der einzige sozialistische Politiker mit dem notwendigen Format, um gegen Premierminister Edouard Balladur oder den neogaullistischen Parteichef Jacques Chirac bestehen zu können.

Präsident Mitterrand, der den Sturz seines ewig ungeliebten Kronprinzen Rocard ferngesteuert haben soll, gilt als Befürworter einer Kandidatur des Kommissionspräsidenten. Noch sind die Würfel aber nicht gefallen. Für die kommenden Wochen erwarten Parteiveranwortliche einen „mörderischen Sommer“ mit scharfen Auseinandersetzungen der verschiedenen Parteiflügel. Viele der sozialistischen Spitzenpolitiker haben ihre eigenen Präsidentschaftsambitionen noch nicht aufgegeben. Tagesthema Seite 3

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