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„Nicht im Knast sterben“

■ Yasar Kaya, kurdischer Zeitungsherausgeber und Exil-Politiker, zu Besuch in der taz hamburg

taz: Unter welchen Bedingungen arbeitet die türkische Presse? Yasar Kayar: In der Türkei gibt es vor allem die staatstreuen Publikationen, die finanziell massiv vom Staat unterstützt werden. Die oppositionelle kurdische Berichterstattung ist aus der Notwendigkeit heraus erstanden, daß jene Zeitungen kein Wort über die Realität des Krieges in Kurdistan berichten. Der Preis dafür ist hoch: Die kurdische Zeitung Özgür Gündem, deren Herausgeber ich war, hat in den 18 Monaten ihres Erscheinens 19 Mitarbeiter durch Mordanschläge verloren - das ist weltweit einmalig.

Nach der Verhaftung von über 100 Gündem-Mitarbeitern im vergangenen Dezember wurden 18 von ihnen systematisch gefoltert. Als sie entlassen wurden, sahen sie aus, als seien sie aus dem Reich des Todes zurückgekehrt.

Als auch diese Maßnahmen ins Leere gingen, wurde Gündem mit Hilfe des „Anti-Terror-Gesetzes“ am 15. April verboten. Wir waren deshalb gezwungen, den Namen der Zeitung in Özgür Ülke zu ändern.

Nun soll das Anti-Terror-Gesetz weiter verschärft werden.

Eine legale Zeitungsarbeit der Kurden wird dann unmöglich sein.

Wie hat sich die Situation der Kurden unter Ministerpräsidentin Tansu Ciller verändert?

Tansu Ciller ist eine Marionette des Generalstabes. Mit ihrer ausdrücklichen Billigung hat die Zerstörung kurdischer Dörfer und die Ermordung von Kurden dramatisch zugenommen.

Zudem wurde die kurdische Partei DEP gerade verboten.

Schon vorher wurden DEP-Abgeordnete überfallen und getötet, die Parteizentrale wurde zudem bombardiert. Wir erkennen den Verbotsbeschluß nicht an, weil die DEP-Abgeordneten legal vom Volk gewählt wurden. Weil wir in der Türkei nicht mehr arbeiten können, haben wir jetzt das DEP-Europabüro in Brüssel eröffnet.

Noch immer werden aus Hamburg Kurden in die Nordtürkei, speziell nach Istanbul, abgeschoben. Sie seien dort ihres Lebens sicher, verspricht der Innensenator.

Es gibt keinen Ort in der Türkei, in dem Kurden sicher sind. Erst vor wenigen Tagen wurden drei kurdische Geschäftsleute in einem Istanbuler Luxushotel ermordet.

Wie bewerten Sie die deutsche Türkei-Politik?

Das Verbot der kurdischen Arbeitervereine war nicht gerade ein humanistischer Akt. Und für Waffenlieferungen an die Türkei sollte nicht das Lebensrecht des kurdischen Volkes beiseite geschoben werden.

Werden Sie wieder in die Türkei zurückkehren?

Die Haftstrafen, zu denen ich verurteilt wurde, haben sich inzwischen auf 1000 Jahre summiert. Da ich nicht vorhabe, im Gefängnis zu sterben, ist eine Rückkehr für mich unmöglich. Fragen: Marco Carini „Kurdistan - zum Weggucken zu spät“ Veranstaltung mit Yasar Kaya, Do., 23.6., 19 Uhr, Curio-Haus.

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