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Kämpfe um Aden

■ UN-Vermittlung im Jemen erfolglos / Hauptstadt des Südens unter Beschuß

Aden/Sanaa/Kairo (AFP/AP) – Bei den Kämpfen um die südjemenitische Hauptstadt Aden sind gestern 16 Angehörige der Streitkräfte des Südens getötet und 71 verletzt worden. Nach Angaben der Krankenhäuser der Stadt starben bei Bombenangriffen seit Montag abend weitere drei Menschen. 20 Einwohner seien bei den Angriffen verletzt worden.

Die heftigen Artilleriegefechte an den drei Fronten vor der Hafenstadt hielten gestern Nachmittag an. Zugleich setzten die nordjemenitischen Streitkräfte ihre Bombenangriffe auf die Stadt fort. Ein südjemenitischer Militärsprecher hatte am Montag abend erklärt, die Offensive des Nordens sei an mehreren Fronten um Aden zurückgeschlagen worden. Dabei seien mehr als hundert nordjemenitische Soldaten getötet oder verletzt worden.

Ein Mitglied des nordjemenitischen Präsidialrates in Sanaa beschuldigte unterdessen die arabischen Staaten, Partei zugunsten der südjemenitischen „Rebellen“ zu ergreifen. Im Anschluß an ein Gespräch mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak sagte Abdel Asis Abdel Ghani, die arabischen Staaten hätten sich die südjemenitische Position angeeignet. Es wäre sinnvoller, wenn die arabischen Nachbarn stattdessen Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien zustande brächten. Ghani sagte ferner, Sanaa sei gegen jegliche Einmischung in den Bürgerkrieg durch die Arabische Liga oder die internationale Gemeinschaft. Am Sonntag hatte eine südjemenitische Delegation in Kairo mit dem UN-Sonderbeauftragten für Jemen, Lakhdar Brahimi, ohne Ergebnis über die Modalitäten für einen Waffenstillstand beraten. Brahimi, der in getrennten Beratungen mit beiden Seiten eine Waffenruhe vermitteln wollte, reiste ab, um UNO-Generalsekretär Butros Ghali über das Scheitern seiner Bemühungen zu informieren. Vorher sagte der „stellvertretende Regierungschef“ der im Süden proklamierten „Demokratischen Republik Jemen“, Mohsen Ibn Mohammed Ibn Farid, die Nordjemeniten hätten darauf bestanden, daß jeder Dialog im Rahmen eines einheitlichen jemenitischen Staates geführt werden müsse. Dies sei „eine unrealistische Forderung“.

Gestern traf Ibn Farid mit einer Delegation in der marokkanischen Hauptstadt Rabat ein. Weitere Stationen der Delegation sind Algerien und Tunesien. Mitglieder der Delegation sagten, es sei geplant, weitere südjemenitische Abordnungen in die USA und nach Europa zu entsenden, um Möglichkeiten zur Beendigung des Bürgerkrieges zu erörtern.

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