Amazonas-Parlament verbittet sich Einmischung

Umweltauflagen der reichen Länder, etwa was die Vernichtung der Regenwälder anbelangt, werden als Druckmittel vorgeschoben, um einen Handelskrieg gegen die sogenannte Dritte Welt anzuzetteln. Diesen Vorwurf erhoben Abgeordnete des „Amazonas-Parlaments“ bei ihrem Treffen letzte Woche in Quito. Die Parlamentarier aus Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela sprachen sich einstimmig gegen eine „Praxis des kommerziellen Protektionismus“ aus, der „unter dem Deckmantel eines Pseudo-Umweltbewußtseins betrieben wird“.

Umweltauflagen der Regierungen der Industriestaaten und internationaler Finanzinstitutionen zielten oft nicht auf einen Schutz der Natur ab. In Wirklichkeit gehe es darum, das Machtmonopol über den Welthandel zu erhalten und fremde Ressourcen für sich selbst zu nutzen. Brasilien will sich künftig stärker in die Welthandelspolitik einmischen. Der brasilianische Finanzminister Rubens Ricupero will Vorsitzender der neu zu gründenden Welthandelsorganisation WTO werden.

Die Abgeordneten bekräftigten ihre „Souveränität über das Amazonasgebiet“. Ihren Regierungen legten die Parlamentarier nahe, Umwelttreffen abzuhalten, zu denen Ureinwohner und auch Vertreter von Erdöl-, Bergbau-, Holz- und Agrarunternehmen geladen werden sollen.

Zudem soll eine Änderung der nationalen Gesetzgebung vorangetrieben werden, „damit die Bewohner des Flußgebietes ihre Umweltrechte vor den Gerichten des eigenen Landes durchsetzen können“.

Mit Nachdruck wollen sich die Abgeordneten auch bei den zuständigen Behörden einsetzen, daß die Regierungen die Schutzzonen im Amazonas-Gebiet vergrößern und einen Wirtschaftsfonds zu ihrer Verwaltung einrichten. Geschützt sind derzeit knapp 220.000 Quadratkilometer, weniger als drei Prozent des Gesamtterritoriums. ips, Foto: Ingolf Bunge