: Neue Platten
DIE ALLWISSENDE BILLARDKUGEL - vs. CNN
(WSFA/Indigo)
Thies Mynther und Gerrit Detonzin sind Phantasiekämpfer auf dem Weg durch den Ereignis-Dschungel '94. Für ihr neues Album vs. CNN schrieben sie eine kunstwaffenstarrende Phänomenologistik für, im und gegen den anstürmenden Alltag. Dem begegnen sie ein wenig kostümiert in der Kutte des „Keiner kommt hier lebend raus“-Rockers. Doch wenn sie psychedelisch, muckerig oder nach technisch eingeschränkten Studios klingen, wollen sie kein Revival aufführen. Sie wissen, daß ein Teil ihrer Ideen zwischen 1968 und 1977 schon einmal angedacht worden ist. Doch das Duo baut daraus etwas Schönes: Eine Geheimgeschichte über den Zusammenhang von Privatheit und Science Fiction. Beide geben aber auch den Stoff für innere Männermonologe: Über das Unterwegssein, das Sichselberverlorengehen, Acid-Einschübe, Freundinnen. Das heftig vollzogene Tupfen und Fleckenmachen aus dem Tuschekasten von farbig erinnerten 24 Stunden verweist auf die Arbeitsweisen der Impressionisten. Ziemlich gut. Kristof Schreuf
DI IRIES meet ALPHA & OMEGA - The Signs
(Buback/Indigo)
Dub, vom Studiotechniker King Tubby in den späten 60er Jahren noch mit handverlöteten, analogen Verstärkern und Effekten ersonnen, zieht immer weitere Kreise. So beschloß das Londoner Dub-Duo Alpha & Omega bei seinem Besuch in der dub-versessenen Roten Flora eine Partnerschaft für den Dub mit Di Iries und nahm eine Koproduktion auf. Ob die melancholischen Mandolika-Weisen eines Augustus Pablo, ob die mythischen Fanfaren eines Jah Shaka oder das hochtönende Gebimmel der Ambienttüftler, beide ziehen alle Register der Dub-Traditionen , feuern sich gegenseitig zur Bestform an. Allein die Freiheit der Basspatterns, die sich bei A&O zu ungebundenen Bewegungen emanzipieren, mag noch als Unterscheidung der beiden Formationen herhalten. Beide verlassen sich nach der titelgebenden Zivilisationskritik, dem eindringlichen Aufruf die Zeichen der Verwüstung doch endlich zu lesen, weitgehend auf ihre bleischweren Bässe, die besonders in den Pausen in eisige Tiefen herabsausen.
Volker Marquardt
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