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„Jetzt muß er das durchhalten“

■ In Großbritannien Überwiegend Zustimmung zu John Majors Veto beim EU-Gipfel / Befürchtungen bleiben

„Die Arithmetik von elf gegen eins beunruhigt mich nicht im geringsten“, sagte der britische Premierminister John Major am Samstag, nachdem er mit seinem Veto die Wahl von Jean-Luc Dehaene zum Delors-Nachfolger verhindert hatte. Und Major ging weiter: Auch auf dem Sondergipfel am 15. Juli werde er nicht von seiner Meinung abweichen: „Es ist völlig sinnlos, mich zu bitten, mir die Sache nochmal zu überlegen. Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht. Die Antwort ist nein.“

Einen Rückzieher, wie er ihn im Fall der europäischen Sperrminorität im Frühjahr gemacht hatte, kann Major sich diesmal innenpolitisch nicht erlauben. „Nachdem Major diese Haltung eingenommen hat, muß er das auch durchhalten“, warnte ihn der Tory-Abgeordnete Teddy Taylor, ein entschiedener Euro-Gegner. „Das ist das einzige, was jetzt zählt. Falls er nachgeben sollte, hätte das schwerwiegende Folgen für das britische Ansehen.“

Wenn Major heute nachmittag vor dem Unterhaus seine Erklärung zum Korfu-Gipfel abgibt, kann er damit rechnen, daß der rechte Parteiflügel geschlossen hinter ihm steht. Die pro-europäischen Abgeordneten der Konservativen haben jedoch bereits moniert, daß der Premierminister seine angeschlagene Autorität auf Kosten der Einheit in der EU stärken wolle. Außenminister Douglas Hurd hatte gestern wieder mal alle Hände voll zu tun, um einen öffentlichen Zwist zu verhindern.

Die Labour Party versuchte, die Gunst der Stunde zu nutzen. „Der Einsatz des Vetos unterstreicht Majors Angst vor den Euro-Gegnern in der eigenen Partei sowie seine schwache Position in Europa“, sagte der außenpolitische Labour-Sprecher, Jack Cunningham. „Kein Wunder, daß Kohl und Mitterrand gar nicht daran gedacht haben, ihn zu konsultieren, als sie sich auf einen neuen Kommissionspräsidenten einigten. Großbritannien steht im Abseits, wenn in Europa wichtige Entscheidungen getroffen werden.“

In den britischen Sonntagszeitungen hält sich die Kritik jedoch in Grenzen. Man ist über das entschiedene Veto eher verwundert, haben doch weder Major noch Hurd in den vergangenen Wochen irgendwelche Gründe für die Ablehnung Dehaenes dargelegt. So orakelte der Independent on Sunday, daß sich Majors Demonstration der Stärke im Nachhinein als erneutes Eigentor entpuppen könnte.

Der liberale Observer gestand Major zwar zu, in Korfu richtig gehandelt zu haben, jedoch aus den falschen – nämlich innenpolitischen – Gründen. Sämtliche Zeitungen verurteilten die Art und Weise, in der Kohl und Mitterrand ihren Wunschkandidaten durchboxen wollten. Die Kommission benötige einen erfahrenen Präsidenten, so hieß es, der für die notwendige Stabilität sorgen könne, wenn 1996 die Überprüfung der umstrittenen Maastrichter EU- Verträge auf der Tagesordnung stehe.

Verschiedene Zeitungen erinnerten Major an seine Vorgängerin Margaret Thatcher, die den französischen Kandidaten Claude Cheysson auf dem Europa-Gipfel 1984 abgelehnt hatte. Statt dessen erhielt damals Jacques Delors den Zuschlag, der sich dann flugs zu Thatchers Lieblingsfeind entwickelte. Ralf Sotscheck, Dublin

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