: Leises Säbelrasseln hinter den Kulissen
■ Pariser Platz: Keine Konfliktlösung in Sicht beim Bauvorhaben der Akademie der Künste / Bausenator ohne Eile: Kein Gespräch vor der Sommerpause
Leises Säbelrasseln hinter den Kulissen bestimmt den Konflikt um den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz. „Die Akademie“, sagt Friedrich Spengelin, Leiter der Abteilung Baukunst, „will den Entwurf des Architekten Günter Behnisch natürlich realisieren.“ Zwar müßten bei dem geplanten Bauvorhaben „einige Ideen konkretisiert“ werden, die Struktur insgesamt aber stehe, so Spengelin.
Behnisch hatte nach einem Gutachterverfahren im Mai dieses Jahres einen modernen Entwurf präsentiert, der die vorhandenen Ateliers der einstigen preußischen Akademie in eine gerasterte gläserne Hülle einschließt.
Die Vorgaben des Bausenators sehen vor, mittels einer „Gestaltungssatzung“ das Karree des Pariser Platzes in historischen Formen und Materialien wiederauferstehen zu lassen. Im Gegensatz dazu entwarf Behnisch für die dem Platz zugewandte Seite eine rund 20 Meter hohe Glasfassade, hinter der sich eine Raumfolge aus Foyers, Loggien, Brücken und Plattformen entwickelt. Die rückwärtigen Teile des Neubaus sollen Ausstellungshallen, Videostudios, Archive, Werkstätten und Büros enthalten.
Die Akademie der Künste ist sich des Verstoßes gegen das rigide Reglement durchaus bewußt. Ihr Präsident, Walter Jens, bat deshalb in einem Schreiben den Bausenator „noch vor der Sommerpause“ um ein Gespräch, bei dem die eigenen städtebaulichen und architektonischen Vorstellungen debattiert werden sollten, so Spengelin. Noch sei „nichts Definitives geschehen“, um die Differenzen auszuräumen.
Die Zeit dränge, mahnt das Akademiemitglied, will doch der Grundstücksnachbar, das Hotel Adlon, mit seinem Bauvorhaben ebenfalls beginnen. Dazu müßten Abstimmungen getroffen werden. „Über das Detail können wir immer noch sprechen.“
Keine Eile legt indessen der Bausenator an den Tag. Ein Gespräch zwischen den beiden Kontrahenten werde es vor der Sommerpause wohl nicht geben, sagt Nagels Pressechef, Ralf Schlichting. Erst nach dem Urlaub könne sich der Senator mit dem Akademieproblem befassen. „Und das wird nicht vor September sein.“
Zwar habe der Senator „ein besonders kritisches Auge auf die Entwicklung am Potsdamer Platz“, ergänzt Schlichting. Aber es werde bei diesem ersten Meinungsaustausch kein Hauen und Stechen geben.
Vielmehr müßten die Bewegungsspielräume zwischen dem Behnisch-Entwurf und den Regeln in der Gestaltungssatzung ausgelotet werden. Es wäre sinnvoller gewesen, stichelt Schlichting, wenn im Vorfeld der Auslobung die Akademie mit dem Bausenat das Gespräch gesucht hätte. Rolf Lautenschläger
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