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Als Becker mal mußte

■ In Wimbledon scheiden nicht nur Top-Ten-SpielerInnen wie Gabriela Sabatini, Arantxa Sanchez oder Andre Agassi aus

Berlin (taz) – Haben Sie heute schon gut verdaut? Dann dürfen Sie weiterlesen. Denn Wimbledon besticht in diesem Jahr mit einem schmierigen „Toiletten-Skandal“ (Bild). Was auf dem stillen Örtchen rauskam? Nichts! Konstipation? Verstopfung? Nein, im Gegenteil: Auflockerung. Denn: Bild: „Der Wahnsinn kennt keine Grenzen.“ So durfte Boris Becker nicht ausscheiden. Nein, erst nach vier Stunden und neun Minuten wegen Dunkelheit ins Bett gehen und gestern seinen „Hitze-Krimi“ (Bild) fortsetzen (nach Redaktionsschluß). Es stand 6:7 (5:7), 7:5, 7:6 (7:3), 6:7 (3:7), 1:1 im Match gegen Andrei Medwedew, der bei Grasspielchen eher an Kühe oder Golf denn an Aufschlag und Return denkt. Aber, so hört her! „All dies leistete Becker mit einem Skandal im Nacken!“ Und was für einem! Wir enthüllen: Becker spielte (Gegner: Frana, Argentinien). Und, Skandal, auch ein Becker muß mal müssen. Dachte man. Verzieh die Unterbrechung gnädigst. Doch was tat Herr Becker auf dem fernsehfreien Lokus? – Er ließ sich, Skandal!, massieren. Schlimmer noch: Der WC-Ausflug war vorsätzlich geplant. Während des Seitenwechsels, berichten die Agenturen, habe der dreimalige Wimbledonsieger seinem Muskelmuntermachergehilfen zugeflüstert: „Sei in zehn Minuten in der Kabine.“ Er war dort. „Ich bin schockiert!“ ließ uns John McEnroe, der dem Bobbele zuletzt aus ganz anderen mißlichen Situationen rausgeholfen hat (Hilfs-Trainer), in Bild wissen. Denn: Becker gewann, zahlte 1.000 Dollar Strafe und hätte, laut McEnroe („ich bin klein, mein Herz ist rein“), eigentlich disqualifiziert gehört.

Ein bißchen Tennis gespielt wurde auch bei den ehrwürdigen „All England Championships“: Todd Martin (USA) schlug Andre Agassi in fünf Sätzen, nachdem zuvor ein Auto-Tennis-Rowdy die Nobelkarosse des Enthaarten demoliert hatte. „Französischunterricht“ erteilte Daily Mirror zufolge der Franzose Guy Forget der letzten britischen Hoffnung. 68 Jahre ohne Sieg sind ein bißchen zuviel für die Insulaner. Jener datiert von 1936: damals durfte Fred Perry Gottfried von Cramm schlagen. Soviel wollte auch ein Brite nicht von Jeremy Bates, 32, erwarten. Doch das Viertelfinale, immerhin, das zuletzt Robert Taylor vor 21 (!) Jahren erreicht hatte, schien so nahe. Dann das: „Sein Traum von Wimbledon wandelte sich zu einem grauenhaften Alptraum“ (Sun). Alpträume träumen ferner: Gabriela Sabatini, Arantxa Sanchez, Sergi Bruguera. coh

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