: Schaath: Arafat kommt!
■ PLO-Chef angeblich am Freitag erstmals in den Autonomie-Gebieten
Kairo/Jerusalem (AFP) – Nach langem Zögern wird PLO-Chef Jassir Arafat am Freitag erstmals die palästinensischen Autonomie- Gebiete besuchen. Der Chefunterhändler der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und „Planungsminister“ Nabil Schaath teilte am Donnerstag vor der Presse in Kairo mit, Arafat werde in den Gaza-Streifen reisen. Schaath fügte hinzu, der PLO- Chef werde auch nach Jericho kommen, dem Sitz der palästinensischen Verwaltung. Arafat wird seit Inkrafttreten des Gaza-Jericho-Abkommens am 4. Mai in den autonomen Gebieten erwartet. Ein israelischer Regierungssprecher bestätigte, Arafat wolle sich drei Tage in Gaza aufhalten.
Nach einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten in Kairo werde Arafat am Freitag in der Stadt Gaza eintreffen, sagte sein Vertrauter Schaath weiter in der ägyptischen Hauptstadt, wo er zuvor eine Unterredung mit Außenminister Amr Mussa geführt hatte. Details zu dem Besuch des PLO- Chefs in dem ehemals besetzten Gebiet wollte Schaath nicht machen. Noch am Dienstag hatte der „Wirtschaftsminister“ der Autonomie-Verwaltung, Ahmad Korei, erklärt, Arafat werde sich erst nach Jericho begeben, wenn die Arbeit der Autonomie-Behörden finanziell gesichert ist. Anschließend hatte sich jedoch die Weltbank nach palästinensischen Angaben bereit erklärt, 620 Millionen Dollar für die Autonomiegebiete freizugeben (siehe Meldung Seite 9).
Am 6. Juli will Arafat dann in Paris mit Israels Regierungschef Jitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres zusammentreffen. Die drei Politiker sollen den Friedenspreis der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) überreicht bekommen.
Noch gestern sollten 530 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft freikommen, wie der Sicherheitschef von Jericho, Dschibril Radschub, erklärte. Diese könnten in ihre Heimatorte im besetzten Westjordanland sowie in den Gaza-Streifen zurückkehren. 230 weitere Gefangene, deren Aufenthalt Israel auf die Autonomie-Region von Jericho beschränken wollte, hätten ihre Entlassung abgelehnt. Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers unterschrieben alle Freigelassenen eine Gewaltverzichtserklärung. Die Verzögerung der Gefangenenfreilassung hatte in der palästinensischen Bevölkerung zu Unmut, auch gegenüber der PLO, und Protestaktionen geführt.
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