Waffenruhe in Bosnien gescheitert

Bosniens Armee erobert serbisches Gebiet / UNO-Sondergesandter berät mit der Nato über Luftangriffe / Bosnien-Kontaktgruppe einigt sich „bis auf Einzelheiten“ auf Teilungsplan  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Die weitere Entwickklung hin zu einer Friedenslösung für Bosnien-Herzegowina bleibt unklar. Nach einem unter strikter Geheimhaltung durchgeführten Treffen der „Kontaktgruppe“ in Paris hieß es am Mittwoch zwar, die Vertreter der USA, Rußlands sowie Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands hätten sich bei dieser Gelegenheit auf eine endgültige Karte für die Zweiteilung Bosniens geeinigt. Vor dem Bundestag sprach Außenminister Kinkel von „guten Ergebnissen“ der Pariser Beratungen. Zugleich verlautete aber, letzte Einzelheiten müßten die Minister bei ihrem für Dienstag geplanten Treffen klären.

Zu den bis zuletzt vor allem zwischen den vier westlichen Staaten und Rußland umstrittenen „Einzelheiten“ gehört die Frage, ob den bosnischen Serben der von ihnen besetzte Ost-West-Landkorridor in der nordbosnischen Posavina- Region zugestanden werden soll.

Nach dem Zusammenbruch des am 10. Juni vereinbarten einmonatigen Waffenstillstands, den jetzt auch die Unprofor offiziell bestätigte, scheint allerdings zunehmend irrelevant, ob die „Kontaktgruppe“ den Konfliktparteien eine gemeinsamen Plan vorlegen wird. Dies soll – eine Einigung der fünf Außenminister vorausgesetzt – nach Informationen der taz bei einem Treffen zwischen Kontaktgruppe, bosnischer Regierung und bosnischen Serben am Mittwoch nächster Woche in der Genfer UNO-Botschaft Deutschlands geschehen.

Spätestens wenn der Plan von den bosnischen Serben – sowie möglicherweise auch von der bosnischen Regierung – abgelehnt wird, dürfte die Koalition der fünf Staaten deutliche Risse zeigen. Somit könnte auch die Einigung auf Maßnahmen scheitern, mit denen die in der Kontaktgruppe repräsentierte internationale Staatengemeinschaft auf eine Ablehung des Plans durch eine oder beide Konfliktparteien reagiert. Diese Maßnahmen sollten spätestens beim G-7-Gipfel am übernächsten Wochenende beschlossen werden.

Führende Unprofor-Kommandeure sowie der UNO-Sondergesandte für Ex-Jugsolawien, Akashi, machten gestern deutlich, daß der Waffenstillstand nur noch auf dem Papier existiert. Nach ihren Angaben stieß die bosnische Armee auf dem Ozran-Gebirge im Norden sieben Kilometer auf serbisch kontrolliertes Gebiet vor.

Akashi, der am Mittwoch zusammen mit den Unprofor-Oberkommandierenden Rose und Laprelle in Brüssel zu Konsultationen mit der Nato zusammentraf, kritisierte die zunehmenden Angriffe gegen Unprofor-Personal und drohte mit der Anforderung von Nato-Luftangriffen ohne weitere Warnung.