: Sonnenenergie wartet auf ihre Zukunft
■ Markt kann nicht entstehen, weil fossile Energieträger zu billig sind
Stuttgart (taz) – Der Kontrast könnte größer kaum sein: Die Windenergie boomt, die Freunde der Sonnenenergie aber müssen ihre Erfolge immer noch mit der Lupe suchen. Unter dem Tagungsmotto „Energie für die Zukunft“ begann am Dienstag das 9. Internationale Sonnenforum in Stuttgart mit weniger Teilnehmern als in den vergangenen Veranstaltungen. „Nicht zufriedenstellend“ nannte Adolf Goetzberger, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), daß eine solare Energiewirtschaft immer noch nicht mehr ist als eine „Zukunftsvision“. Dies liege weniger an der Technik, die in vielen Bereichen seit Jahren „ausgereift und einsatzbereit“ sei, sondern an der Politik.
Von den Politikern jeglicher Couleur verlangte Goetzberger, daß sie „den verbalen Bekenntnissen für die erneuerbaren Energien endlich Taten folgen lassen“. Die Einführung der Sonnenenergie scheitere vor allem an den Energiepreisen für fossile Energieträger und Atomenergie, die die Umweltkosten auf die gesamte Gesellschaft und künftige Generationen abwälzten. Deshalb fordere die DGS „eine rasche Entscheidung der EU für die Energie/CO2- Steuer oder einen nationalen Alleingang“, jedenfalls das Ende des seit Jahren andauernden Hickhacks um eine solche moderate Erhöhung der Energiepreise.
Außerdem verlangen die Sonnenfreunde eine „kostendeckende Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien“. Als weitere Schritte hin zur Markteinführung erneuerbarer Energien sollten „sensible Innenstadtbereiche“ für fossil angetriebene Kfz gesperrt und solar versorgten Elektrofahrzeugen vorbehalten bleiben. Für alle Neubauten wünscht sich Goetzberger, daß eine „solarthermische Warmwasserbereitung“ verpflichtend vorgeschrieben wird.
Insbesondere der letzte Punkt stieß auf Widerspruch der in Stuttgart mit der zweiten Garde vertretenen Politik (bei entsprechenden Jahrestagungen der Atomwirtschaft läuft der Bundeswirtschaftsminister selbst auf). Rainer Brechtken, Staatssekretär im SPD- geführten Stuttgarter Wirtschaftsministerium, sah mit dem Zwang zum warmen Sonnenwasser den Paragraphen 14 des Grundgesetzes (Recht auf Eigentum) in Gefahr. Strikt gegen diese Forderung wandte sich auch der Leiter der Abteilung Erneuerbare Energien im Bundeswirtschaftsministerium, Paul-Georg Gutermuth. Bei der „kostendeckenden Vergütung“ wünsche er sich eine bundeseinheitliche Regelung.
Brechtken verlangte eine „europäische Anstrengung“ für die Photovoltaik, die vergleichbar sein müsse mit dem kürzlich in Japan verabschiedeten 70.000-Dächer- Programm. Der Bundesregierung warf er vor, zur „Umsetzung neuer innovativer Techniken und Energieträger nicht die notwendigen Anreize geschaffen“ zu haben. Gemeint waren insbesondere die müden 10 Millionen Mark, die die Bundesregierung in diesem Jahr in Form von Investitionskostenzuschüssen für sämtliche erneuerbaren Energieträger lockermacht. Die Ankündigung der Mini-Initiative hatte zu Jahresbeginn innerhalb weniger Monate Anträge mit einem Volumen von 40 Millionen Mark ausgelöst. Gerd Rosenkranz
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