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Stinkt zum Himmel

■ Kein Ruhmesblatt: Geschichte der Hamburger Müllbeseitigung

Ein jeder solle erst einmal vor seiner eigenen Türe kehren. Solche klugen Ratschläge stammen nicht aus dem Repertoire des modernen Psychotherapeuten, sondern aus den Anfängen der städtischen Müllabfuhr. Denn jahrhundertelang verfügten die Städte über keine einheitlich geregelte Entsorgung des Unrats, der sich in ihren Straßen sammelte und zum Himmel stank.

Von der Geschichte der Hamburger Müllbeseitigung erzählt das Buch „Pütt un Pann'n“ der Autoren Hildegard Frilling und Olaf Mischer, die ein Jahr lang die Archive durchstöberten und im Rahmen ihrer Magisterarbeiten Aufschlußreiches zutage förderten. Das allerdings nur bis in die sechziger Jahre: Von da an gilt - sogar bei Informationen über Müll - eine dreißigjährige Sperrfrist .

Trotzdem hat sich die Arbeit gelohnt. Die beiden HistorikerInnen bieten einen umfassenden Überblick. Von den Hamburger mittelalterlichen fauligen Gassen über die erste europäische Müllverbrennungsanlage nach der Choleraepidemie 1892 bis zum Einsatz von Zwangsarbeitern im zweiten Weltkrieg wird ein Stück Hamburger Alltag anschaulich. Und auch die Parallelen zu heutigen Verhältnissen sind vielfältig. Ob man nun im Jahre 1930 meinte, „das Müll“ sei zu einem schwerwiegenden Problem geworden, oder 1903 in Berlin eine Dreiteilung des Abfalls einführte, um das „Recycling“ zu erleichtern, sehr weit vorangekommen scheinen die Hanseaten mit ihrer Beziehung zum Müll nicht.

Und so gibt auch Umweltsenator Vahrenholt zu, daß „die Geschichte der Abfallbeseitigung kein Ruhmesblatt für Hamburg ist“. Aber er sei ja da, das zu ändern, tröstet er uns, und empfiehlt das Buch zur Auseinandersetzung mit einem wichtigen Umweltproblem. Wer's lesen will, kann es für 38 Mark im Handel kaufen. Ute Schmölz

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