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Unreinerer Stoff = weniger Tote

■ Zahl der Drogentoten in Niedersachsen ging im ersten Halbjahr auf 64 zurück

Hannover In Niedersachsen nimmt die Zahl der Drogenopfer ab. Im ersten Halbjahr 1994 seien nach offizieller Zählung 64 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen gestorben, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes, Axel Brockmann, am Donnerstag in Hannover. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren 75 Drogentote zu beklagen.

Ursache für die rückläufige Tendenz sei offenbar der drastisch gesunkene Reinheitsgehalt des in der „Szene“ angebotenen Heroins, erklärte Brockmann. Während noch vor einem Jahr die Drogenhändler einen 28prozentigen Heroin-Mix angeboten hätten, sei derzeit der Anteil an reinem Heroin im verkauften Stoff auf drei bis zehn Prozent gestreckt worden. Je reiner Heroin angeboten werde, desto schwerer sei es vom Konsumenten zu dosieren und um so größer ist die Gefahr einer Überdosis.

Nach Ansicht des Sprechers des Sozialministeriums, Thomas Steg, gibt es noch andere Gründe für die „positive Tendenz“. So sei auch die Ausweitung der Vergabe des Heroinersatzstoffes Methadon verantwortlich für Erfolge im Kampf um das Leben der Süchtigen.

Derzeit bekämen rund 1.300 Menschen in Niedersachsen den Ersatzstoff. Außerdem hätten neue niedrigschwellige Angebote den Süchtigen den Einstieg in eine Therapie leichter gemacht. Trotzdem gebe es in der Drogenpolitik noch genügend Handlungsbedarf, betonte Thomas Steg.

Nach wie vor ist nach Angaben Brockmanns mit einer großen Dunkelziffer an Drogentoten zu rechnen. Bei vielen „Junkies“, die an Aids, Leberschäden oder anderen Folgen des Drogenkonsums sterben, werde im Totenschein nicht die Sucht als eigentliche Todesursache angegeben. Brockmann verwies auf eine Studie aus Baden-Württemberg, derzufolge fast allen verstorbenen Langzeitabhängigen eine nicht im Zusammenhang mit ihrer Sucht stehende Todesursache zugeschrieben wurde.

In den vergangenen Jahren wurden in Niedersachsen rund 6.900 Menschen wegen Rauschgiftdelikten polizeilich registriert, sagte Axel Brockmann. Zur Zeit lebten zwischen Harz und Nordsee schätzungsweise 8.000 bis 9.000 Süchtige. Bundesweit seien es rund 120.000 drogensüchtige Menschen. Schwerpunkte des Drogenproblems seien Hannover und das direkte niedersächsische Umland des „Drogenmekkas“ Bremen. In Braunschweig, Osnabrück und Göttingen gebe es kleinere „Szenen“.

Auf der Seite der Drogenhilfe gibt es nach Meinung des Vorsitzenden der „Drogenhilfe Niedersachsen“, Klaus-Dieter Kater, noch viel zu tun. Immer noch seien die Wartezeiten auf einen Entgiftungsplatz für den körperlichen Entzug und die für einen Therapieplatz mit bis zu zwei Monaten viel zu lang. Außerdem sei die Methadonvergabe zu zögerlich. Auch lasse die soziale Betreuung der mit dem Heroinersatzstoff behandelten Menschen zu wünschen übrig.

dpa

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