Lady sings the blues

■ Trauertöne bei „Women In Emotion“: Diesmal nur ein Rumpfprogramm

Nicht nur für die Festgäste bot Bremens „Women In Emotion“ bisher oft einen Einstieg in ganz neues Terrain: Unerhörtes und kaum Bekanntes ist hier seit 1988 zu erleben. Auch für die Künstlerinnen wollte das kleine Festival stets „so etwas wie Starthilfe geben“, vielleicht für eine Karriere auf dem europäischen Markt. Die Veranstaltung selbst darf auf solche Hilfe nicht mehr hoffen: Nach dem Kulturressort hat sich nun auch der Wirtschaftssenator aus der Förderung des Unternehmens verabschiedet – Folge: Veranstalterin Petra Hanisch mußte die Hälfte der angesprochenen Musikerinnen wieder ausladen. Ab Montag läuft nun ein Sparprogramm mit fünf Bands und Solistinnen – allerdings ein ziemlich vielversprechendes.

Zwei Rapperinnen gemeinsam auf der Schauburg-Bühne, eine aus New York, die andere aus London, im Hintergrund HipHop-Grooves – so hätte es sein können. Mit einem Konzert, in dem zwei selten zu hörende, weibliche Auffassungen des Rap zusammenkommen, sollte in diesem Jahr ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Die Kontakte waren geknüpft – aber dann kam die Absage von der Wirtschaft. Und ohne die „können wir den teuren Flug aus New York nicht bezahlen“, sagt Hanisch.

Genau das sei es, was Frauenkulturfestivals eben so teuer und umständlich zu organisieren mache, sagt die Organisatorin. Musikerinnen – besonders im Jazz, Gospel oder Blues – „sind eben nicht fester Bestandtteil der Konzertlandschaft“. Männliche Jazzer hingegen seien wesentlich öfter unterwegs auf Tourneen, auf Festivals – und damit bequemer per Agentur zu buchen. Die Buddelarbeit für „Women In Emotion“ bleibt dadurch beschwerlich. Manches ist nur deshalb in Bremen zu hören, weil Hanisch in Kooperation mit gleichgesinnten Veranstaltungsbüros Minitourneen rings um das Festivals organisiert. Die A-Capella-Frauen von „Four The Moment“ z.B. werden aus Kanada eingeflogen, um neben Bremen noch zweimal in Süddeutschland aufzutreten. Aber nicht immer sind solche Extraeinladungen zu bezahlen.

Denn trotz des Erfolgs bei der Kritik – auch für die 1993 gestartete Reihe mit hauseigenen CD-Produktionen – reicht das Publikumsinteresse nicht aus, um die Kosten für ein mittleres Festival abzudecken. Im vergangenen Jahr kalkulierte Hanisch noch mit 150.000 Mark; ein Drittel davon kam aus dem Veranstaltungsfonds des WAP (das wirtschaftspolitisches Förderungsprogramm des Senats). Dieses wird nun nicht mehr gewährt. Senator Claus Jäger (FDP) pocht auf die Kriterien des Hauses: Mit diesem Geld wolle man „neue Veranstaltungen herholen, die einen gewissen Abstrahlungseffekt über Bremen hinaus haben und sie anschieben“, aber nach einer Zeit der Förderung „müssen sie auf eigenen Füßen stehen“. Das aber kann das kleine Festival nicht: Hanisch rechnet mit etwa 3000 BesucherInnen, davon vielleicht ein Drittel auswärtige Gäste. Damit läßt sich künftig nur noch eine bescheidene Konzertreihe, aber kein Festival mehr finanzieren. Für eine dauerhafte Förderung verweist Jäger einmal mehr ans Kulturressort. Das aber hatte sich schon ein Jahr zuvor von der Starthilfe verabschiedet - obwohl Senatorin Helga Trüpel (Grüne) „Women In Emotion“ bei ihrem Amtsantritt als besonders förderungswürdig gelobt hatte. Aber auch dort ist längst nichts mehr für die Musikerinnen zu holen: Vormals hatte das Ressort noch aus den erschöpflichen Beständen der sog. „Trüpel-Millionen“ etwas abzwacken können. An einen jährlichen festen Betrag für das Festival aber sei angesichts der chronisch leeren Kulturkasse nicht mehr zu denken, sagt Sprecherin Barbara Löhr; auch aus dem Projektetopf sei das nicht zu bezahlen. Ein Qualitätsurteil sei das nicht: „Dies ist keine Entscheidung gegen kleinere, weniger spektakuläre Veranstaltungen von Frauenkultur.“ tom

„Four The Moment“, am 4.7. in der Schauburg, am 5.7. im Rathaus Stuhr und am 6.7. im KITO; Mari Boine am 7.7. in der Schauburg; Ann DiFranco am 8.7. in der Schauburg und am 10.7. im KITO; Rita Chiarelli & Band am 13.7. im KITO sowie Christine Lakeland Band am 15.7. im KITO