■ Normalzeit
: VEB – Blowin' in the wind (Bitw)

Amerika, du hast es einfacher: Die Klatschkolumnistin der New York Daily News heißt Linda Stasi, und sie heißt nicht nur so, sondern sie schöpft auch wirklich alles aus diesem Spektrum – zwischen Porno und Politik – ab, und macht daraus „dufte Dossiers“, wie die Berliner sagen würden. Unsereiner hat dagegen keine Chance. Ein Beispiel: Die Öffentlichkeit, in Form meiner PDS- Freundin Angelika, will wissen: „Was ist das überhaupt für eine Sauerei mit dem Öko-Kühlschrank Foron, der sich angeblich nicht verkauft, den wir uns in Marzahn doch aber gerade alle gekauft haben?!“ (Das passierte sozusagen im Zuge einer sekundären Identitätsstabilisierung über primäre Ostprodukteschnäppchen.)

„Daran sind die Hauptgesellschafter schuld, die sich hier nie blicken lassen“, verrät Foron-Geschäftsführer Günther. Er hält mit seinem Mitgeschäftsführer, Treuhand-Exdirektor Harald Lang, und zwei weiteren Managern je 6,25% (zusammen 25%) an der Holding der Haushaltsgeräte Service (hgs-Holding), die wiederum 73% der Anteile an der Kühlschrankfirma Foron besitzt. Ihr 25%-Anteil wird treuhänderisch von einem Anwalt in der Budapester Straße verwaltet. Weitere 49% der hgs-Holding gehören dem East German Investment Trust (Egit), und 26% einem Fond der Berliner-Bank- Tochter BKK-Kapital-Managementgesellschaft namens BKK- Investitionsfond GmbH, den zu 87% institutionelle und private Anleger halten und zu 12,5% die Berliner Bank selbst. Die Verwalter von BB-Tochter und BKK-Fonds sind identisch. An der BB-Tochter, BKK-Kapitalmanagementgesellschaft mbH, ist mit 50% die Kuwait Foreign Trading Contracting & Investment Comp. (S.A.K.) beteiligt. Weitere Anteile an der hgs-Holding bzw. an Foron soll ein noch zu findender „industrieller Partner“ übernehmen, so die Investmentbank Ermgassen & Co. Ltd. (London), zu deren Gruppe die Egit gehört.

Deren Hauptaktionäre sind: die Norwich Union Life Assoc, die Mercury Int. Inv. Trust Ltd., die Universities Superannuition Scheme Ltd., die Harnbros Bank Ltd., die Hafnia Life Insurance Co., der GT Greater Europe Fund, die The Europe Fund Inc. Ferner die Berliner Bank („um 5%“, so Direktor von Hammerstein-Loxten) und die Deutsche Handelsbank AG. Die Berliner Bank gehört zu 56% dem Land und zu 26% der Gothaer Versicherungsgruppe, ist aber seit 1. 1. – zusammen mit der Berliner Landesbank und der Berliner Hypotheken- & Pfandbriefbank – zu 100% an der Bankgesellschaft Berlin AG beteiligt, die nun zu 66,73% dem Land, zu 10% der Gothaer und zu 23,27% Kleinaktionären gehört. Die Deutsche Handelsbank – eine DDR-Bank im Treuhandbesitz – wurde soeben von der Bank für Gemeinwirtschaft erworben, zu 100%. Die BfG wurde ihrerseits jedoch zuvor zu 50% von der Credit Lyonnais Leasing Europe S.A., zu 25% von der AMB, Aachener und Münchner Beteiligungs AG, und zu 25% von der BGAG, Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft, übernommen.

Dazwischen agiert die Berliner Haushaltsgeräte Service Holding. Sie hält wiederum 100% an der hgs-Beteiligungs-GmbH, der schließlich die eigentliche hgs zu 100% gehört. Die Geschäftsführer der Holding und der Beteiligungs-GmbH sind identisch: Herr Zinser (Egit) und Dr. Askar (BKK). Geschäftsführer der hgs sind Harald Lang (sic!) und Herr Holtorf. Wie der Betriebsrat der hgs, Rudolf Schmidt, mir mitteilte, ist der Konflikt zwischen Egit und Treuhand wegen drohender Massenentlassungen bei hgs und Foron („privatisiert ist privatisiert“, so Treuhandsprecher Schöde) zwar noch nicht beigelegt (laut „mündlicher Auskunft des Egit-Fond-Initiators Olaf zu Ermgassen“). Egit und BKK (genauer: die Gesellschafter des Investitionsfonds) bekennen sich mittlerweile aber zu ihrem Besitz hgs/Foron ...

„Das ist ja ganz prima“, unterbricht mich Angelika, „aber so genau wollte ich das alles gar nicht wissen – sonst schmeiß ich meinen scheiß Öko-Kühlschrank doch noch auf den Sperrmüll!“ Und dabei hatte ich noch gar kein Wort über den derzeitigen Streit zwischen Finanzminister Waigel und Treuhandchefin Breuel verloren: Es geht darin um die „Freistellung“ der Treuhand „von der Haftung für einfache und für grobe Fahrlässigkeit“! Helmut Höge

wird fortgesetzt