Christen engagieren sich

■ Katholikentag plädierte für mehr Toleranz und Hilfe für Schwache / Widerstand gegen die Abschiebungspraxis wächst

Dresden (dpa/AP) – An christliche Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft für Fremde und Asylbewerber haben kirchliche Würdenträger, Politiker und Laien gestern auf dem Deutschen Katholikentag appelliert.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler, sagte, die Kirchen sollten immer dann ihr Wort erheben, wenn es um Schwache und Hilflose gehe oder wenn die Würde des Menschen angetastet werde. Er sprach sich auch für mehr Gleichberechtigung der mehr als sieben Millionen Ausländer in Deutschland aus. Mit Blick auf die Ostdeutschen meinte er, die Menschen, die in der Wendezeit während der friedlichen Revolution Zuflucht in den Kirchen gesucht hätten, dürften diese jetzt nicht vergessen.

In der Annenkirche sagte der Essener Weihbischof Franz Grave, die reichen Kirchen sollten den Armen helfen. Er erinnerte an die Einwanderungswellen und die Vermischung verschiedener Nationalitäten seit dem 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet, die zur „Schaffung einer neuen Kulturreligion führten. Grave sagte, er sei stolz, wenn Menschen gegen Behördenwillkür bei der Abschiebung von Flüchtlingen reagierten. In den Worten „Scheinasylanten“ und „Wirtschaftsflüchtlinge“, so die Teilnehmer eines Forums, stecke Verurteilung, bündelten sich fehlende Bereitschaft zum Wohlwollen und unterentwickelte Hilfsbereitschaft. Der Sprecherrat der Bundesarbeitsgemeinschaft „Asyl in der Kirche“ erinnerte an die Diskussion über das Kirchenasyl in den letzten Wochen. Sie zeige, daß nicht nur in der Kirche, sondern auch in großen Teilen der Gesellschaft der Widerstand gegen die Abschiebungspraxis wachse.

Durch die Verkürzung der Asylverfahren würden individuelle Abschiebehindernisse in vielen Fällen nicht mehr sorgfältig geprüft. Zudem habe die Zahl der Abschiebungen erheblich zugenommen, und es seien Berichte über fehlerhafte Verwaltungsentscheidungen und über menschenunwürdige Behandlung von Flüchtlingen bekannt geworden.