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■ KommentarAbgang mit Anstand

Man muß Stephan Barbarino zugute halten, daß er versucht hat, eine neue Form von Privattheater in Hamburg zu etablieren. Mit Musik und bunten Bildern wollte er in den Kammerspielen Theater zum Jux für Jedermann machen. Doch spätestens jetzt steht fest, daß sein Vorhaben gescheitert ist. Nur mit immer neuen Finanzspritzen von der Kulturbehörde und freigiebigen Gönnern konnte Barbarinos anämisches Programm bis jetzt am Leben gehalten werden. Anstatt eine Marktlücke zu füllen - wie erhofft - hat der Nachfolger von Ida Ehre und Ursula Lingen für ein Interessensloch konzipiert.

Nun, wo Kollege Konkurs zum wiederholten Mal an die ehrwürdigen Pforten klopft, sollte auch bei Barbarino endlich die Einsicht folgen, daß seine Programmideen in Hamburg keinen Nährboden finden. Ein klarer Schnitt wäre jetzt die sauberste Lösung: Barbarino gesteht sein Scheitern als Intendant ein (er stände in einer Reihe prominenter Regisseure und müßte sich nicht schämen), Hunke jongliert mit den Finanzen – was er erwiesenermaßen kann –, und Gerd Schlesselmann, vom Schauspielhaus her mit künstlerischem Krisenmanagment vertraut, kann beweisen, ob mit soliden Experimenten dem Traditionshaus ein Stammpublikum zurückzugewinnen ist.

Damit besteht erstmals eine klar akzentuierte Alternative für die Zukunft der Kammerspiele, eine Chance, die man nicht vertun sollte. Denn Barbarino hat wirklich lange Zeit gehabt, sein Konzept dem Publikum schmackhaft zu machen. Doch wer nicht essen will, den kann man nicht dazu prügeln.

Till Briegleb

Siehe Bericht Seite 23

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