: Mal ehrlich, Mann!
■ Naturfreundejugend mit einem „special for men“
Was wird man erwarten, wenn die Naturfreundejugend Bremen eine Broschüre herausgibt? Lagerfeuergeschichten und lauteres Liedgut, eine genaue Bestandsaufnahe sterbender Biotope womöglich? Falsch. Im soeben erschienenen „Jungen Männer Buch“ der Naturfreunde geht es ums Leben, um die Frage, wann ist ein Mann ein Mann.
Vor zwei Jahren eröffnete die Naturfreundejugend Bremen einen speziellen Jungentreff und stieß gleich beim ersten Termin auf reges Interesse. Die Teilnehmer wollten über alles reden, „was uns Männer/Jungen angeht“, erinnert sich der Pädagoge Detlef Schroeder, „über Bundeswehr, Schule, Beziehungen, Eltern, ihre Clique, über Gewalt und Alkohol, Sexualität und was uns sonst noch einfällt.“
Öffentlichkeit ausgeschlossen, hieß es fortan jeden Mittwoch, denn hier taten Jungen etwas, was sie sonst nie tun: Über sich und eigene Gefühle reden. „Nichts geht nach draußen, was nicht vorher abgesprochen wurde“, schwor man sich, „und wir reden nur über uns, nicht über andere.“ Das zunehmende Vertrauen untereinander, die kontinuierliche Beschäftigung mit Lexika, Popsongs, Werbung und anderen Vorgaben, die sich über das „Wesen des Mannes“ auslassen, ermöglichte, von Sprüchen zu Ansprüchen zu gelangen: Den Rambo mit der Angst vorm Schwachsein zu konfrontieren, den coolen Delon mit der Angst vorm ersten Mal, die Faust in der Tasche mit der Sehnsucht nach Zärtlichkeit, den Haß auf die Eltern mit der Aussicht auf eine eigene Familie. Der Horror davor, „irgendwas 20 Jahre lang zu machen, und irgendwann vorm Fernseher aufzuwachen, die Flasche Bier da reinzuwerfen und dann in die Küche zu gehen, um der Frau eine zu klatschen, weil sie mir drei Kinder in die Welt gesetzt hat.“
Die von Ken, Lee, Michael, Mutlu, Nicki, Olaf, Peter Ramzi, Reza, Ruben, Steppi und Tim erstellte Broschüre mag Erwachsene schocken. Die Fotos gehen wie die Erfahrungsberichte schon mal unter die Gürtellinie und sind von einer Offenheit, die mehr hergibt als manche sozialwissenschaftlich abgesegnete Jugendanalyse. Das Buch ist bei der Naturfreundejugend (326022) zu beziehen.dah
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen