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Demos gegen Polizei

■ Trauermarsch wegen getötetem Kurden

Mit Demonstrationen und Trauermärschen in mehreren Städten haben mehr als tausend Menschen gegen den Tod des in Hannover von einem Polizisten erschossenen jungen Kurden protestiert. Die Demonstrationen blieben größtenteils friedlich. Vereinzelt kam es nach Polizeiangaben allerdings zu Sachbeschädigungen. In Hannover wurden von sogenannten Autonomen Polizeifahrzeuge beschädigt und Steine gegen ein Polizeirevier geworfen. Der 16jährige Kurde war am späten Donnerstag abend bei einer Rangelei von einem Polizisten erschossen worden.

In Hannover versammelten sich am Samstag vormittag nach Polizeiangaben erneut etwa 800 bis 1. 000 Menschen. Dabei hätten sich die kurdischen Teilnehmer von der rund 150 Autonomen abgesetzt. In der Innenstadt waren viele Schaufenster und Häuserwände mit Solidaritätsplakaten der in Deutschland verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Volksbefreiungsfront Kurdistans ERNK verklebt. In Hamburg demonstrierten etwa 200 Menschen. Dabei kam es ebenfalls zu Sachbeschädigungen. „Die Türkei und Deutschland verbünden sich gegen die Kurden“, hieß es auf Transparenten. Auch in Stuttgart kam es zu einer kleineren Protestkundgebung.

Der 16jährige hatte sich am Donnerstag abend in Hannover der Feststellung seiner Personalien widersetzt. Nach Polizeiangaben löste sich bei einer Rangelei versehentlich eine Kugel aus der Waffe des Beamten, die den jungen Mann tödlich traf. Nach Darstellung des Kurdischen Kulturvereins in Hannover hingegen haben Zeugen gesehen, wie der Beamte gezielt auf den flüchtenden Jungen geschossen habe.

Die türkische Presse berichtete sehr emotionalisierend über den Tod. Die nationalliberale „Hürriyet“ erschien mit der Schlagzeile: „Hast du es jetzt verstanden, Bruder Hans?“ Es sei eine „Ironie des Schicksals“, daß die Polizei in Deutschland, das die Türkei ununterbrochen wegen ihres Krieges gegen „separatistische Terroristen“ kritisiere, „einen 15jährigen, beim Aufkleben von Plakaten überraschten und davonlaufenden PKK-Anhänger von hinten erschossen hat“.

Die der PKK nahestehende Tageszeitung „Özgür Ülke“ schrieb, die deutsche Polizei habe „Kurden-Blut fließen lassen“. Sie könne „die Demonstrationen von Kurden nicht mehr ertragen“, habe „am Ende auch einen Mord begangen“ und den Jungen „wegen Aufklebens von Plakaten von hinten erschossen“. Die ERNK habe erklärt, falls der deutsche Staat sich bei den Kurden nicht entschuldige, werde „mit den selben Mitteln geantwortet“.

dpa

Die PKK führt seit zehn Jahren einen Guerillakrieg gegen die Türkei mit dem Ziel eines unabhängigen, sozialistischen Kurdistans. Diesem Krieg fielen bislang mehr als 12 000 Menschen zum Opfer.

Rund 12 000 Angehörige der türkischen Volksgruppe der Aleviten versammelten sich in Frankfurt/Main zu einer Gedenkveranstaltung. Die aus verschiedenen europäischen Ländern und der Bundesrepublik angereisten Aleviten wollten an ein Massaker am 2. Juli 1993 in Sivas (Zentralanatolien) erinnern, bei dem 37 Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft einem Brandanschlag zum Opfer gefallen seien. dpa

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