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Der Prinz muß verreisen

■ In Kambodscha scheitert eine kleine Rebellion von zweihundert Soldaten

Phnom Penh (AFP/taz) – Prinz Norodom Chakrapong, ehemaliger Vizepremierminister und Sohn des Königs von Kambodscha, wurde gestern des Landes verwiesen. Grund: Zweihundert gut bewaffnete Soldaten hatten nach offiziellen Angaben Samstag nacht rebelliert und gefordert, daß Chakrapong und der ehemalige Innenminister Sin Song – der ebenfalls unter der von Vietnam eingesetzten alten Regierung amtierte – an die Macht zurückkehren.

Die Rebellion endete schnell und unblutig. Das Verteidigungsministerium in Phnom Penh teilte mit, die Aufständischen seien von regierungstreuen Truppen rund 25 Kilometer außerhalb der Hauptstadt ohne Kämpfe daran gehindert worden, nach Phnom Penh vorzudringen.

In den vergangenen Wochen hatten Prinz Chakrapong und Sin Song versucht, ihre Parlamentssitze zurückzuerhalten, auf die sie nach den UNO-organisierten Wahlen vom Mai 1993 verzichtet hatten. Damals hatten Chakrapong, der auch mit dem gegenwärtigen Ersten Ministerpräsidenten Norodom Ranariddh verwandt ist – er ist sein Halbbruder –, und Sin Song sich zunächst geweigert, das Ergebnis der Wahlen anzuerkennen. Sie setzten sich an die Spitze einer Sezessionsbewegung im Osten des Landes, die allerdings schnell zusammenbrach. Sechs Monate später kehrten sie in die Hauptstadt zurück. Bislang konnte man sich im Parlament nicht darüber einigen, ob die beiden die Sitze erhalten sollten.

Der Vorfall vom Wochenende fand einen bemerkenswerten Abschluß: Chakrapong durfte nach Malaysia reisen, wo er ausgedehnte Geschäftsinteressen hat und wo er sich auch schon nach seiner gescheiterten Sezessionsbewegung aufhielt. Sin Song steht noch unter Hausarrest in Phnom Penh. Er habe, so heißt es in Kambodscha, beste Geschäftsbeziehungen in viele Länder. Möglicherweise kann er sich nicht entscheiden, wohin er am liebsten ausgewiesen werden möchte.

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