Neues Mitglied in der Abspielmafia

■ Rupert Murdoch steigt beim Kölner Pleitesender Vox ein

Man könnte sagen: Eine Pleite reicht ihm nicht. Nach dem Reinfall mit der Super!-Zeitung hat sich der australische Medienzar Rupert Murdoch wieder ein riskantes Objekt in Deutschland ausgesucht: beim Konkurs-Sender Vox will er 49,9 Prozent der Anteile übernehmen. Man könnte aber auch sagen: Murdoch weiß, wie man mit dem Abspulen von Filmen auf möglichst vielen Sendern Geld verdienen kann. Weltweit, versteht sich.

Bertelsmann, seit dem Frühjahr verzweifelt auf der Suche nach neuen Partnern für den Kanal, der einst als „informationsorientiertes Vollprogramm“ angetreten war, gibt sich jedenfalls hochzufrieden. Mit Murdochs Unternehmen News Corporation habe man vertraglich vereinbart, Vox „in eine sichere Zukunft zu führen“. Nach dem Vertrag behält die Bertelsmann-Tochter Ufa die Beteiligung von 24,9 Prozent. Mehr ist medienrechtlich nicht zulässig, da Bertelsmann schon an RTL und RTL 2 beteiligt ist. Murdoch, bisher nur wenig mit Pro 7 verflochten, darf dagegen 49,9 Prozent übernehmen. Für die restlichen 25,2 Prozent muß Bertelsmann noch weitere Gesellschafter suchen.

Bis zum überraschenden Einstieg von Murdoch galt es als ausgemacht, daß die luxemburgische CLT, Mutter der europaweiten RTL-Familie, künftig auch bei Vox mitmacht. Offenbar konnte man sich jedoch über den Dritten im Bunde nicht einigen. Noch vor einer Woche war die amerikanische Walt-Disney-Company heißer Kandidat, deren Vizepräsident Peter Murphy ein „familienfreundliches, gewaltarmes“ Programm versprach. Doch CLT, so war zu hören, legte ein Veto ein: Schließlich will man lieber mit dem Abspielen der eigenen Filme Geld verdienen. Denn im deutschen Privat-TV erzielt bislang nur Profite, wer nicht für Fremdware zahlen muß. Bisher schafft das vor allem Leo Kirch mit seiner Kühlanlage für rund 15.000 Filme in München.

Während sich Bertelsmann von Murdoch zu Recht verspricht, daß bei Vox die „Unterhaltungsseite durch die Ressourcen des neuen Partners“ gestärkt wird, „insbesondere in den Bereichen Filme, Serien und Kinderprogramme“, stieg die CLT aus dem geplanten Konsortium aus – auch wenn der Vertrag ihr „die Möglichkeit zum späteren Beitritt“ offenläßt. Heute will das Unternehmen lieber die Lizenz für einen eigenen Kanal („RTL Super“) beantragen.

Immer noch dabei ist Alexander Kluge mit seiner Firma DCTP, der dafür täglich ab 22 Uhr seine Informationsmagazine wie Spiegel-TV und ZEIT–TV weitersenden darf. Er hat dafür eine eigene, von Vox unabhängige Lizenz, doch gerade CLT hatte versucht, ihn möglichst weit gen Mitternacht zu drängen. Fraglich ist nur, ob allein die spätabendlichen Magazine den Landesmedienanstalten reichen, um Vox noch als „informationsorientiertes Vollprogramm“ anzuerkennen.

Der Spiegel meldet heute, Murdoch wolle mit Investitionen von 200 Millionen Mark in zwei Jahren den Sender, der heute gerade mal über zwei Prozent Einschaltquote kommt, auf sechs Prozent hieven. Verglichen mit Verlusten von 560 Millionen allein 1993 sieht das nach Sparhaushalt aus – nicht nach einem konkurrenzfähigen Informationsprogramm.

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat für ihr Sendegebiet die bisherige Vox-Frequenz bereits neu ausgeschrieben – wegen des heute schon geringen Informationsanteils und weil mehr als 50 Prozent der Gesellschafteranteile wechseln sollen. Zwar nimmt die Medienanstalt von NRW, die für den Kölner Sender als erste zuständig ist, bislang willfährig alles hin, was Bertelsmann anbietet. Selbst daß ein Teil des Kapitals erstmal weiter von einem Treuhänder verwaltet wird, findet ihr Vorsitzender Nobert Schneider ganz normal. Doch etwas kleinlaut heißt es in der Presseerklärung von Bertelsmann: „Die Aufsichtsgremien müssen dieser Vereinbarung noch zustimmen.“ Und das sind 15 Medienanstalten. Michael Rediske

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