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WHO: Erste Fälle von Cholera und Ruhr im Jemen

■ Raketenangriffe beenden den achten Versuch einer Waffenruhe / Krankenhäuser und Wohnviertel bombardiert / In Aden sterben Kinder durch verseuchtes Wasser

Aden (dpa/AFP/taz) – Die einseitige Waffenruhe, die die südjemenitische Regierung zuvor verkündet hatte, wurde gestern durch Raketenangriffe des Nordens auf die Hafenstadt Aden beendet. Damit ist der bisher achte Versuch einer Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland gescheitert. Bei den gestrigen Angriffen kamen mindestens 25 Zivilisten ums Leben. Weitere 75 wurden durch den Beschuß von Wohnvierteln mit Raketen und Artillerie zum Teil schwer verletzt. Sprecher von Krankenhäusern berichteten zudem, nach den Angriffen sei eine große Zahl von verletzten Kindern in die Hospitäler gebracht worden.

Nach Angaben der südjemenitischen Nachrichtenagentur YNA sollte die Feuerpause in der Nacht von Sonntag auf Montag um 23.00 Uhr MESZ in Kraft treten. Es war die erste Waffenruhe, die der Süden einseitig ausgerufen hatte. Das Waffenstillstandsangebot ging nach Berichten aus Aden auf eine Initiative Ägyptens zurück, das die Bürgerkriegsparteien zur Beendigung der Kämpfe aufgerufen hatte. Beide Seiten hatten sich seit Beginn der Kämpfe am 8. Mai jeweils gegenseitig für das Scheitern der Feuerpausen verantwortlich gemacht. Derweil herrscht in Aden nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz akuter Wassermangel. Auch die kuwaitische Nachrichtenagentur KUNA berichtete, die Trinkwasserversorgung der belagerten Stadt sei nach dem heftigen Beschuß völlig zusammengebrochen. Vor allem viele Kinder seien gestorben, nachdem sie Wasser aus verseuchten Brunnen getrunken hatten. Aus Aden hieß es, der Wassermangel sei akut geworden, nachdem das Wasserwerk der Stadt vor einer Woche zerstört worden war. Diejenigen, die versuchten, sich selbst Brunnen zu graben, würden nur auf brackiges oder verschmutztes Wasser stoßen. Laut KUNA gibt es in Aden zur Zeit noch rund 40 Brunnen. Das aus ihnen geschöpfte Wasser reiche für jeweils 3 Liter pro Kopf. Minimum für jeden der 500.000 Einwohner seien bei Temperaturen von 40 Grad 7 Liter.

Nach Angaben des Sprechers der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Sanaa, Yassine Ginawi, traten in der Region um Aden erste Fälle von Cholera und Ruhr auf. Die Gesundheitsversorgung habe sich dramatisch verschlechtert, daher könne jedem zehnten an Cholera oder Ruhr erkrankten Menschen nicht mehr geholfen werden, so Ginawi am Sonntag. Ein UN-Vertreter in Sanaa erklärte, die Krankenhäuser in den umkämpften Gebieten seien in einem alarmierenden Zustand. Die meisten Ärzte seien geflohen, und es gebe weder genügend medizinisches Gerät noch Medikamente.

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