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Rückkehr des Ghetto-Belsazar

Tonlos füllt sich ein Ghetto zu beklagenswerter Enge, aus der heraus sich schließlich der Dirigent Gerd Albrecht einen Weg zum Ghetto-Orchester bahnt. Tügerisch harmonisch erhebt sich die Musik und die Klage über das Übel der Macht. In ohnmächtiger Trauer unterliegen die Gefangenen des „Menschen Herrschaft“. An der Staatsoper hatte gestern die Neueinstudierung des Belsazar von G. F. Händel in der 84er-Inszenierung von Harry Kupfer Premiere. Die Handlung um den babylonischen König verlegt Kupfer in ein Ghetto und auch Belsazar (Günter Neumann) haust in diesen Mauern. Grau, lustlos in der eigenen Macht verrottend und belagert von seinen Gefangenen überhört er die Klage seiner Mutter Nitocris (Pamela Coburn) und des Propheten Daniel (Jochen Kowalski).

Bis zur Pause herrschte verhaltene Irritation bei Sängern und Publikum. Als sich dann im zweiten Teil die Machtverhältnisse durch die Eroberung Cyrus' zu klären scheinen, entfesseln sich auch die Stimmen. Die Altistin Iris Vermillion brilliert als Cyrus und der Countertenor Jochen Kowalski erklingt in der Rolle des Propheten atemberaubend.

Mit dem Versuch, die Lust der Macht in Frage zu stellen, geht Kupfer das Risiko ein, von Publikum und Interpreten unverstanden zu bleiben - umso länger und schöner klingt das Lob des Herrn nach.

Elsa Freese

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