: Der entgleitende Klavierabend
■ „Sport und Vergnügen“ oder „Satie und Schwitters“ mit Willy Daum heute bei Dacapo / Ein kleines Vorabgespräch
Der dritte Streich der „série satie“ von Dacapo: Der einstige Bremer, jetzt Berliner Pianist Willy Daum, selbst als rühriger Geräuschkomponist bekannt, will heute den etwas bissigeren Erik Satie präsentieren, kombiniert mit den Skurrilitäten des Lautmalers Kurt Schwitters.
Die beiden Grenzgänger Satie und Schwitters waren zwar Zeitgenossen, sind sich aber wahrscheinlich nie begegnet. Holen Sie das heute nach?
Willy Daum: Sozusagen, aber die beiden gehen natürlich auch aneinander vorbei. Ich spiele Stücke und stehe dann auf und rede irgendwelches dummes Zeug, also Lautgedichte. Oder ein Hustengedicht. Es ist ein Klavierabend, der letztendlich auch entgleitet.
Auf den ersten Blick ist Satie der Musiker, Schwitters der Lyriker. Gibt es auch eine Schnittmenge zwischen den beiden?
Ja. In Saties Stücken wimmelt es von Texten, also das sind kleine, absurde Romane zum Teil. Den Spaß damit hat halt normalerweise immer nur der Pianist. Man spielt halt eine Phase anders, wenn da drüber steht: Öffnen Sie den Kopf, als wenn da dolce steht. Oder: der alte Mangovebaum wäscht am Ufer seine fürchterlich schmutzigen Wurzeln. Das Klavier fängt auf einmal an, Geschichten zu erzählen. Schwitters dagegen hat Texte gemacht, die immer mehr zur Musik werden. Wo das Wort klingt.
Diesmal soll auch das Publikum Spaß an Saties Texten haben?
Sie werden zeitgleich mit der Musik auf Monitoren gezeigt. Also in dem Augenblick, wo ich das spiele, wo der Text steht.
Ein multimediales Konzert?
Wenn man das so will, ja. Das ist etwas, was sowohl Schwitters als auch Satie sicher gut gefunden hätten. Viele alltägliche Dinge einfach integrieren. Heute haben wir das Fernsehen, und dann ist das eben da.
„Sport und Vergnügen“ nennen Sie den Abend. Handelt es sich um eine Art Trimm-Dich-Pfad für Hören und Sehen?
Satie hat ja seinen großen Klavier-Zyklus auch so genannt. Andererseits ist die ganze Sache körperlich enorm anstrengend. Für mich. Ich fühle mich gerade bei der Ursonate von Kurt Schwitters, die ja eine Sprechorgie ist, neben allem Spaß manchmal wirklich wie ein Hochleistungssportler.
Die ZuhörerInnen sind auch sportlich gefordert?
Man hat allerhand zu tun, man muß schon am Ball bleiben. Das vergnügliche Spiel entsteht dann oft hinterher, wenn die Leute anfangen, selber die Sprache zu verbiegen. Fragen: Silvia Plahl
22 Uhr, Bürgerhaus Weserterrassen
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