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Der Krieg um Aden ist zu Ende

■ Im Jemen ist nach dem Sieg nordjemenitischer Truppen über den rebellischen Süden eine politische Lösung noch nicht in Sicht

Sanaa/Frankfurt (dpa/taz) – Die Regierung in Sanaa hat die UNO in der Nacht zum Freitag über ihren Sieg gegen den abtrünnigen Süden informiert. Sie kündigte eine „allgemeine Amnestie für alle in dem Konflikt verwickelten Jemeniten“ an. Der nordjemenitische Präsidentschaftsrat in Sanaa verkündete ein Ende der Kämpfe und versprach, Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte zu respektieren. Er sicherte den Bürgern, die durch „die Rebellion“ Eigentum verloren haben, Entschädigung zu. UNO-Generalsekretär Butros Ghali sprach in einer kurzen Stellungnahme den Wunsch der internationalen Gemeinschaft aus, die Versprechen mögen eingehalten werden. Er hoffe, daß das Land schnell zur Normalität zurückkehrt. Aden, das unter extremem Wasser- und Nahrungsmittelmangel leidet, war am Donnerstag fast ohne Widerstand eingenommen worden. Der Führer des Südens, Ex-Vizepräsident Ali Salim el Beid, soll mit seinen engsten Getreuen in Maskat, der Hauptstadt von Oman, Asyl erhalten haben. Der Krieg hatte Anfang Mai begonnen, als der ehemals marxistische Süden die 1990 beschlossene Vereinigung mit dem konservativen Norden aufkündigte. Die taz sprach mit dem jemenitischen Politiker Dr. Abdalhalim Salam, der seinen wirklichen Namen aus Angst vor Repressionen nicht veröffentlichen will. Vor der Vereinigung fungierte er zeitweise als Finanzberater des Südjemen und blieb später politisch aktiv.

taz: Ist mit dem militärischen Sieg des Nordens nicht eingetroffen, worauf insbesondere der Westen gehofft hat?

Abdalhalim Salam: Ein militärischer Sieg löst das Problem nicht. Der Süden ist groß, und Saudi- Arabien wird weiterhin die Kräfte unterstützen, die gegen den Norden kämpfen. Es könnte zu einem Guerillakrieg kommen, bis eine politische Lösung gefunden wird, die den Belangen der Bevölkerung im Süden gerecht wird und auch Saudi-Arabien berücksichtigt. Die Saudis mißtrauen der Führung des Nordens, weil [Präsident] Ali Abdallah Salih während des Golfkriegs Sympathie für den Irak gezeigt hat. Deshalb haben sie Furcht vor einem starken vereinigten Jemen, der mit Saddam Hussein paktieren könnte.

Was ist der Kern des Konfliktes?

Es ist kein ethnischer, kein Stammes-, sondern ein politischer Konflikt. Als sich 1990 die Führung der im Süden verankerten Jemenitischen Sozialistischen Partei (JSP) zur Vereinigung mit dem Nordjemen entschlossen hatte, wollte sie einen modernen demokratischen Nationalstaat mit liberalem Charakter schaffen. Die Führung in Sanaa aber strebte eine Angliederung des Südens an den konservativeren, bevölkerungsstarken Norden an, sie wollte einfach nur ihre Macht ausdehnen. Warum hat die Partei des Südens eigentlich ihre sozialistische Tradition aufgegeben?

Man kann nicht sagen, daß die JSP sie aufgegeben hätte. Sozialistische Orientierung hieß für sie ursprünglich mehr oder weniger Modernisierung, die Beseitigung mittelalterlicher Strukturen im gesamten Jemen. Die JSP spricht nicht mehr von Sozialismus, sondern von sozialer Gerechtigkeit.

War dies ein Krieg um Erdöl?

Nein. Der Krieg geht auf unterschiedliche Vorstellungen von der Vereinigung und auf unterschiedliche historische und sozio-ökonomische Entwicklungen in beiden Landesteilen zurück. Aber: Die Entdeckung von Erdölvorkommen hat den Konflikt potenziert. Nun kam die Frage hinzu, wie die Erdöleinnahmen aufgeteilt werden sollten. Im Norden hat man immer schon die Einkommen aus Erdöl zum Beispiel aus der Provinz Marib an die Zentralmacht abgeführt, die damit machte, was sie wollte. Als dann Erdöl im Süden gefunden wurden, wehrte sich die südliche Führung dagegen, daß diese Praxis auch hier eingeführt wird. Udo Kassler

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