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■ EhrungAufruf zu Zivilcourage

Der vor wenigen Tagen aus dem Amt geschiedene Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist gestern in Berlin mit dem Heinz-Galinski-Preis ausgezeichnet worden. Die 1987 anläßlich des 75. Geburtstages des inzwischen verstorbenen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde gegründete Stiftung ehrte damit das Lebenswerk Weizsäckers und seine Fähigkeit, unterschiedliche politische Lager durch die Integrität seiner Person zum Dialog zu bewegen. Weizsäcker ist der erste Politiker, der den mit 50.000 Mark dotierten Preis erhielt.

Weizsäcker betonte in seiner Dankesrede, auch wenn der große Teil der deutschen Bevölkerung keine Fremdenfeindlichkeit kenne, so bestehe doch Grund zu großer Wachsamkeit. Er rief die Bevölkerung zu Zivilcourage auf. Wenn diese zum praktischen Ethos einer Gemeinschaft werde, dann sei die Menschheit „auf einem guten Weg“. Unter Bezugnahme auf die Einwanderung von Juden aus ehemaligen sowjetischen Republiken sagte er, „es ist unsere tiefe Verpflichtung, das Erbe der großen jüdischen Kultur besonders pfleglich zu behandeln“. Weizsäcker verwies darauf, daß gerade Berlin seinen Zuwanderern viel zu verdanken habe. Deshalb solle der Preis der Erleichterung der Aufnahme jüdischer Auswanderer aus der früheren Sowjetunion gewidmet sein.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal, würdigte Weizsäcker als einen Politiker, „der wie kaum ein anderer Deutscher seiner Generation weltweit Anerkennung gefunden“ habe. Weizsäcker sei ein „Glücksfall“ nicht nur für die Bundesrepublik, sondern auch für die Nachbarstaaten gewesen. Kanal erinnerte dabei an die „denkwürdige Rede“ des Bundespräsidenten zum 40. Jahrestag des Kriegsendes. Damals hatte das Staatsoberhaupt den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ bezeichnet.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sagte zu der Auszeichnung, „es könnte keinen Besseren treffen“. Sie hob vor allem Weizsäckers „Selbstverständnis“ hervor, mit dem er immer wieder diejenigen ermutigt habe, die mit Engagement bei der Sache sind. ADN/dpa

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