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„Kraft- und saftlos“

■ Greg Lemond steigt frustriert vom Rad und aus der Tour

Berlin (dpa/taz) – Alter schützt vor To(u)rheit nicht. Nach 178 Kilometern der sechsten Etappe war Schluß. Da erkannte auch Greg Lemond, daß sich das Rad der Zeit manchmal strikt weigert, zurückgedreht zu werden.

Dreimal hat der Ami die Tour gewonnen (1986, 1989 und 1990). Jetzt fühlt er sich „kraft- und saftlos“. Und hadert mit seinen körperlichen Verschleißerscheinungen: „Es tut mir weh, wenn ich sehe, was Rominger leistet. Der ist doch mein Jahrgang. Das könnte ich doch auch!“

Was der 33jährige Doppel- Weltmeister (1983/89) in seiner unsäglichen Midlife-crisis vergaß? Daß der Schweizer sich erst vor acht Jahren profimäßig aufs Rad geschwungen hat, als Lemonds Waden bereits etliche Siege intus hatten.

Bitter, um Lemond herum in Rennes nur Sieger: In einem Raum feierte das amerikanische Motorale-Team das gelbe Trikot von Sean Yates (England) – Alter: 34. Im Nebenzimmer bejubelten die Italiener ihren Etappensieger Gianluca Bortolami. So traurig, daß sich Greg Lemond, nach dem Abbruch seiner achten Tour de France früh aufs Ohr hauen mußte: „Morgen fliege ich in die Staaten zurück“ – und gar bleiern träumte: „Vielleicht habe ich ja eine schleichende Bleivergiftung.“

Zwei Jahre vor seinem letzten Toursieg hatte ihn sein Schwager bei der Fasanenjagd fast erlegt, 39 Schrotkugeln sitzen ihm seit damals noch im Leib. Deshalb, kann es nicht ganz mit rechten Dingen zugehen in den Adern des Mannes aus Minneapolis: Schließlich sei doch nicht normal, daß „ein Athlet wie ich in fünf Jahren seine ganzen Kapazitäten verliert“.

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