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Neuer Contergan-Skandal

■ Mit Wissen der WHO ist der Wirkstoff Thalidomid in vielen Ländern noch im Handel

Berlin (taz) – Drei Jahrzehnte nach dem weltweiten Verbot des Schlaf- und Beruhigungsmittels Contergan werden in Brasilien erneut Kinder mit Fehlbildungen geboren, die auf den Contergan-Wirkstoff Thalidomid zurückzuführen sind. In den Jahren von 1958 bis 1962 forderte das Medikament, das von dem Aachener Pharmaunternehmen Grünenthal produziert wurde, über 12.000 Opfer. Schwangere, die das Mittel zu sich nahmen, gebaren Kinder mit verstümmelten oder fehlenden Gliedmaßen, Schäden an Augen, Ohren oder inneren Organen. Trotz dieses Skandals ist das Medikament in einigen Ländern weiterhin im Handel.

Unter den Lieferanten ist auch Grünenthal, in dessen Labor das Mittel seinerzeit entwickelt wurde. Das Aachener Unternehmen gibt die noch vorhandenen Restbestände kostenlos ab. Dies bestätigte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Schmidt (SPD). Über die WHO werde das Mittel in Ländern der Dritten Welt verteilt und gegen Tuberkulose und Lepra eingesetzt. Die Bundesregierung beruft sich darauf, daß der WHO die Risiken bekannt seien und es strenge Auflagen gebe. Schmidt fordert dagegen von der Bundesregierung ein sofortiges Verbot dieser Praxis.

Die Verantwortung könne nicht den Ärzten in den Elendsvierteln überlassen bleiben. Sie seien nicht ausreichend dafür ausgebildet. Wlf

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