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Bosnische Kroaten wählen Hardliner

■ Diese setzen weiterhin auf Vereinigung mit Kroatien

Mostar (taz) – Auf dem Kongreß der bosnischen Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ), der am Wochenende in West-Mostar stattfand, wurden mit Darjio Kordić als Präsident und Pero Marković als Generalsekretär zwei nationalistische Extremisten an die Parteispitze gewählt. Mit 221 zu 100 Stimmen erhielt der in Sarajevo als „Kriegsverbrecher“ bezeichnete Darjio Kordić eine komfortable Mehrheit. Und auch Pero Marković, der von den Betroffenen beschuldigt wird, als Bürgermeister der Stadt Capljina eine aktiven Rolle bei der Vertreibung der muslimischen Bevölkerung im Vorjahr gespielt zu haben, erhielt über 190 Stimmen.

Das Ergebnis deutet darauf hin, daß der liberale, aus Zentralbosnien stammende probosnische Flügel der Partei über keine ausreichende Basis mehr verfügt. Wie mehrere Redner betonten, wird das ursprüngliche Ziel, nämlich die Vereinigung der kroatisch kontrollierten Gebiete Bosniens mit Kroatien zu erreichen, nicht aufgegeben. Der ehemalige Präsident von Bosnien-Herzegowina, Mate Boban, der im Februar seinem Nachfolger Kresimir Zubak weichen mußte, wurde vom Kongreß bejubelt. Boban wies jegliche Schuld an dem Krieg gegen die bosnische Armee zurück und beharrte auf der Richtigkeit seiner Politik. Trotz der damit deutlich gewordenen politischen Position des Kongresses bot der bosnische Politiker Ejub Ganić weitere Versöhnungsschritte an. Die Muslime kämen den Kroaten zwei Schritte entgegen, so Ganić, wenn diese sich nur einen Schritt auf sie zubewegten.

Ob Kordić selbst für eine solche Geste der richtige Mann ist, bleibt fraglich. Der junge, ehemalige Politologie- und Soziologiestudent an der Universität Sarajevo war als Kommandeur der kroatischen HVO-Truppen im zentralbosnischen Busovaca einer der heftigsten Befürworter des Krieges im Kriege. Aus den eigenen Reihen wird ihm, der mit Boban verwandt ist, vorgeworfen, daß er einige Leute aus seiner nächsten Umgebung nach Streit um Kriegsbeute umbringen ließ. Theo Rüpeli jr.

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