piwik no script img

Verkehrschaos in der Innenstadt

■ Absperrungen für Clinton-Besuch legten den Verkehr lahm / Besucher drängelten sich schon Stunden vor der Rede

Volksfeststimmung auf dem Pariser Platz. In das Knattern der Helikopter, die seit gestern in den frühen Morgenstunden unentwegt über den Innenstadtbezirken kreisten, mischten sich Fanfarenklänge. Mehrere tausend Besucher drängelten sich bereits Stunden vor der für 13 Uhr vorgesehenen Rede des US-Präsidenten Bill Clinton an der Kreuzung Friedrich-/Ecke Wilhelmstraße. Trotz brütender Hitze standen die Schaulustigen Schlange, um durch die Metalldetektoren zu gehen, die von Polizei und Bundesgrenzschutz am Pariser Platz aufgestellt worden waren.

Lange Schlangen bildeten auch die Autos der Verkehrsteilnehmer, die, entgegen den Warnungen der Polizei, versucht hatten, auf ihrem gewohnten Weg zur Arbeit zu gelangen. Bereits Tage vor dem Staatsbesuch hatte der polizeiliche Verkehrswarndienst auf die umfangreichen Straßensperrungen anläßlich der Visite des US-Präsidenten hingewiesen. Dennoch kam es besonders während des Berufsverkehrs in den Morgenstunden zu erheblichen Beeinträchtigungen durch stockenden Verkehr. Die Polizei hatte die Straßen rund um das Brandenburger Tor und den Reichstag weiträumig abgesperrt. Wer von der Wilhelmstraße in Richtung Brandenburger Tor fahren wollte, wurde von den zahlreichen Polizeibeamten rigoros gestoppt: „Sie können hier nicht durch. Hier ist gesperrt!“ Auch das Bettina-von-Arnim- Ufer war auf der linken Seite zum Reichstag hin von Beamten abgeriegelt. Auch hier wurden Passanten durch wild gestikulierende Polizisten am Weitergehen gehindert.

Nach Polizeiangaben waren gestern rund dreieinhalbtausend Berliner Polizisten sowie fünfhundert Beamte aus anderen Bundesländern und Beamte vom Bundesgrenzschutz im Einsatz. Denn während des Besuchs von US-Präsident Bill Clinton galt in Berlin die höchste Sicherheitsstufe. Rund um das Brandenburger Tor waren Sicherheitsbeamte auf den umliegenden Dächern postiert. Tage zuvor hatte die Polizei bereits Anwohner gebeten, alles Verdächtige den Behörden zu melden.

Dennoch war die Stimmung bei den mehreren zehntausend Besuchern auf dem Pariser Platz ausgelassen, und zu „sicherheitsrelevanten“ Zwischenfällen kam es nicht. Allerdings erlitten weit über hundert Besucher während der Präsidentenansprache wegen der hochsommerlichen Temperaturen einen Kreislaufkollaps. „Die Leute kippen um wie die Fliegen“, sagte die Einsatzleiterin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Marianne Pohl. Allerdings habe es keine ernsthaften Verletzungen gegeben. Das DRK hatte rund fünfzig ehrenamtliche Helfer und drei Notärzte vor Ort. In einem Zelt konnten die Hitze-Opfer sofort medizinisch versorgt werden. Peter Lerch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen