: Unterm Strich
Wem es in den USA zu heiß wird, der, so weiß dpa, zieht sich gerne in ein klimatisiertes Kino zurück, und in der Tat ist es dort manchmal regelrecht kalt, so daß man wie ein meteorologischer Roller Coaster auf und ab wabbelt mit den Gefühlen. In Deutschland hingegen, so konstatierte jetzt der Geschäftsführer des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater mit dem armen Namen Wolf-Dietrich von Verschwer, daß der Deutsche statt dessen ins Schwimmbad geht. Diesen kulturellen Unterschied findet von Verschwer unerklärlich. Die Zahlen sind aber auch tatsächlich dramatisch gefallen: Während im Mai noch gut über eine Million Menschen ins Kino gingen, waren es am ersten Juli-Wochenende gerade noch 360.000. „Wir jammern“, sagte von Verschwer, „aber wir jammern auf hohem Niveau.“ Denn noch habe man ein Polster durch die Erfolge von „Schindlers Liste“, „Mrs. Doubtfire“ und „Philadelphia“. Das völlig verregnete 1993 ist eh in den Tagebüchern der Kinobesitzer als Glücksjahr eingetragen.
Edward Bond, ein Namensvetter von 007, aber vor allem der Angry Young Man vom Dienst, wird am Montag sechzig Jahre alt. Wir vermelden es heute schon mal, damit Sie Zeit haben, was Hübsches zu schicken. Es dürfen auch zwei sein.
Die Erben Heinrich Bölls haben den Vertrag mit der Gesamthochschule/Universität Wuppertal über die Herausgabe der kritischen Gesamtausgabe gekündigt, und zwar weil sie der Auffassung sind, die Forschungsstelle an der Gesamthochschule habe die entscheidenden Fristen versäumt. Eine gesamtausgabe der zwischen 1946 und 1953 entstandenen Werke sollte eigentlich in diesem Jahr, spätestens aber im nächsten erscheinen. Aber nicht einmal im nächsten Jahr ist damit zu rechnen.
Beethovens Neunte, dargebracht vom Berliner Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor Berlin, wurde am Fuß der Akropolis in Athen vor rund 5000 Besuchern mit Begeisterung aufgenommen.
Von einer schleichenden Schließungswelle sind die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland bedroht. Allein in den neuen Bundesländern schrumpften die öffentlichen Bibliotheken zwischen 1991 und 1993 von über 6.000 auf weniger als 1.800! Auch in den alten Bundesländern haben die Büchereien mit Kürzungen bis zu 30 Prozent zu rechnen. Im Gegensatz zu Frankreich zum
Beispiel ist in Deutschland das Bibliothekswesen keine kommunale Pflichtaufgabe.
Als turbulent ist die Ära Hansgünther Heyme in die Geschichte des Bremer Theaters eingegangen, und wir wissen jetzt natürlich nicht genau, ob das etwas Gutes ist. Jedenfalls heißt es, daß die Spielzeit, die sehr „tatendurstig“ begonnen hatte, nun recht leise, sang-und klanglos zu Ende gegangen ist. Mir geht es total gut, hatte der 59jährige Regisseur noch gesagt. Das wundert auch nicht, denn immerhin hat der Mann einen Hof mit Pferd und allem drum und dran, und zu den Ruhrfestspielen will er auch. Die Hürden des Engagements waren die Politik und das Geld. Kennen wir.
Als der JFK der UFO-Filme soll „Rosewell“ Furore machen, ein Film über die Ereignisse um den Fund eines angeblichen Ufo-Wracks bei Rosewell in Californien. Wenn man die Besetzungsliste so anschaut, weht einen der Verdacht an, es handelt sich um ein versuchtes „Dune“-Remake auf den Spuren von David Lynch: Kyle McLachlan ist dabei, Martin Sheen, Dwight Yoakam (!) und Kim Greist. Oh Mann.
Es heißt, Jan de Bont werde jetzt Godzilla machen (denn auch Godzilla will nicht sterben), und zwar für Tri Star. Und während sich viele über die Rückkehr der Flintstones freuen, freut sich diese Filmredaktion über die Wiederkehr der Godzilla-Ritter und ihrer kleinen feuerspeienden Schreie.
Ebenfalls Godzilla-mäßig erscheint die Heirat, oder so munkelt man jedenfalls, von Michael Jackson mit der Presley-Tochter Lisa Marie Presley. Was wohl Liz dazu sagen wird? Der Richter, der die Trauung vollzog, sagte, das Paar habe 53 Dollar für Nuptials bezahlt. Das ist nicht viel. Das hätten sogar Menschen berappen können, die sich um Kopf und Kragen gewettet haben bei der Fußball-Dramulette dieses Jahres.
Eine britische Firma gibt die Entwicklung der ersten Elektro-Nase kund und zu wissen, ein Ding, mit welchem man Gerüche digital bemessen kann. So eins wäre hier gleich kaputt gegangen, als neulich gleich unter den Redaktionsräumen eine Grube ausgehoben wurde, die unsagbare Dinge enthielt. Es war heiß und stickig. Es nahm kein Ende. Da wäre jede Elektronase dran in die Knie gegangen.
Das israelische Publikum hat Vanessa Redgrave ignoriert, die doch Haifa mit einem Theaterauftritt beglücken wollte.
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