Folter in Polizeihaft

■ Kurdischer Autor in Lebensgefahr

Istanbul (taz) – Der bekannte kurdische Autor und Verleger Recep Marasli, der am Freitag letzter Woche mit acht weiteren Personen festgenommen wurde, ist zwei Tage lang in der Polizeihaft gefoltert worden. Die Rechtsanwältin Eren Keskin, Sekretärin des Istanbuler Büros des Menschenrechtsvereins, sprach von einem katastrophalen Zustand der Festgenommenen, die sich in der Sonderabteilung für die „Bekämpfung des Terrorismus“ im Polizeipräsidium Istanbul befinden.

Nach einer Genehmigung des Staatsanwaltes konnte die Rechtsanwältin am Dienstag Recep Marasli auf dem Polizeipräsidium sehen. Marasli berichtete über Folter durch Bastonade und Elektroschocks. Nurcan Balci, die mit ihm festgenommen worden war, ist mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Mittlerweile sind die Festgenommenen in Hungerstreik getreten. „Wir fürchten um das Leben von Recep Marasli“, sagte Keskin.

Die Gesundheit des 38jährigen Marasli, der von 1982 bis 1991 im berüchtigten Militärgefängnis Diyarbakir war, ist schwer angeschlagen. Er hat sich nach einem „Todesfasten“ im Gefängnis Diyarbakir einen Hirnschaden zugezogen, hat Gleichgewichtsprobleme und muß eine Diät einhalten. Nach Recep Maraslis Freilassung 1991 ging die Verfolgung weiter. Unter anderem wurde ihm wegen seiner Verteidigungsrede vor dem Militärgericht, die er in Buchform publizierte, der Prozeß gemacht. Die Staatsanwälte des Staatssicherheitsgerichtes Istanbul, die ihm wegen seiner Äußerungen im Fernsehen den Prozeß machten, stellten Haftbefehl gegen ihn aus. Marasli, dem nie eine Gewalttat, sondern stets seine „Gesinnung“ vorgeworfen wurde, tauchte Ende letzten Jahres unter. Ömer Erzeren