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Kein Ort für Schulraritäten

■ Schulmuseum kann neueste Kostbarkeit nicht ausstellen, weil es keinen Platz mehr hat / Behörden streiten sich seit Jahren um geeigneten Standort / Neues Provisorium in der Linienstraße in Mitte im Gespräch

Das Schulmuseum Berlin ist jetzt um eine Rarität reicher, doch keiner wird sie sehen. Denn die Einrichtung hat keinen Platz, um diese neue Spielzeug-Sammlung aus der Kaiserzeit – mit Lotto-Geldern in Höhe von 395.000 Mark erworben – auszustellen. Seit vier Jahren wird das einzigartige Museum bei seiner verzweifelten Suche nach einer größeren und endgültigen Unterkunft vertröstet. Dabei steht der Auszug aus dem derzeitigen Provisorium seit Monaten fest: Die 3. Gesamtschule in der Wallstraße 32 im Bezirk Mitte benötigt die Räume dringend zur Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe. Seit 1987 belegt das Museum mit rund 45.000 Exponaten aus der wechselvollen Geschichte des Schulwesens über fünf Jahrhunderte vier Klassenräume der Schule.

Da auf diesen knapp 350 Quadratmetern ohnehin nur ein Bruchteil der zahlreichen Exponate gezeigt werden kann, hält der Museumsleiter zusammen mit der Senatskulturverwaltung schon lange Ausschau nach einem neuen Domizil. Doch bisher ist keiner von ihnen fündig geworden. Zwar habe es immer wieder ein Angebot gegeben, jedoch nie ein wirklich ernst gemeintes, resümiert Museumschef Rudi Schulz verärgert. Die letzte Offerte des Bezirksamtes Mitte – ein historisches Schulgebäude in der Friedrichstraße 126 – hatte er bereits im Dezember vergangenen Jahres besichtigt. „Dort könnten wir all unsere Kostbarkeiten gebührend ausstellen, zudem an einem repräsentativen Ort.“ Doch dann meldete die Senatsschulverwaltung ihr Interesse an dem landeseigenen Gebäude an, und das Museum stand wieder im Regen. Auch Bildungsstadtrat Dankwart Brinksmeier (SPD) aus Mitte ist sauer: „Erst nachdem ich der Senatskulturverwaltung das Angebot für das Museum gemacht hatte, teilte mir die Senatsschulverwaltung mit, daß sie das Gebäude für eine Filiale des Oberstufenzentrums nutzen wolle.“

Der Sprecher der Senatsschulverwaltung, Andreas Moegelin, bestätigt: „Wir brauchen diese Räume unbedingt. Deshalb ist das Gebäude indiskutabel.“ Für das Museum sei die Senatskulturverwaltung zuständig. Allerdings sei seine Verwaltung naturgemäß schon sehr an einer Lösung für diese einzigartige Sammlung interessiert.

Der Pressesprecher des Kultursenats, Rainer Klemke, versteht nicht, daß die Einrichtung derart „auf die Rolle geschoben wird. Wir beharren auf der Friedrichstraße 126.“ Denn das wäre endlich eine Dauerlösung.

Inzwischen ist nun wieder ein neues Provisorium im Gespräch. Die Volkshochschule in der Linienstraße 162 im Bezirk Mitte soll ein „Plätzchen“ abgeben. Das würde bedeuten, daß sie ihr Kursangebot verringern müßte. Zudem dauere das Ein- und Auspacken der Tausenden Exponate mindestens jeweils ein Vierteljahr, weiß Schulz. „Und das, um von einem Provisorium ins andere zu ziehen, und zudem einen noch geringeren Teil ausstellen zu können?“

Während sich die Behörden um das Gebäude in der Friedrichstraße streiten, strömen die Besucher in die Ausstellung – 8.000 waren es im vergangenen Jahr, davon 70 Prozent Schüler. Wo sonst könnten sie eine Schiefertafel, einen alten Federkiel benutzen oder gar ein handgeschriebenes Rechenbuch von 1782 bewundern? Marion Schierz (ddp/ADN)

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