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Unterm Strich

„Außerordentlich bedauerlich“ findet die nordrhein- westfälische Wissenschaftsministerin Anke Brunn das Zerwürfnis zwischen den Böll-Erben und der Uni Wuppertal (erstere hatten den Spezialisten letzterer vorgeworfen, die für spätestens nächstes Jahr fertigzustellende Edition der Gesammelten Böll-Schriften zu verschleppen und demzufolge den Vertrag gekündigt); so bedauerlich, daß Brunn jetzt als Vermittlerin aufzutreten gedenkt, schließlich gehe es um ein „Stück deutscher Literaturgeschichte“. Jegliche über den Ausdruck guter Hoffnung und die Planung demnächst stattzuhabender Gespräche zwischen „allen Beteiligten“ hinausgehende Konkretisierung steht allerdings bislang aus.

Dafür tut sich einiges an der Goethe-Instituts-Kulturrettungsfront. Nachdem auch in den Spalten, die Sie gerade lesen, immer wieder von bevorstehenden oder zumindest angedrohten Institutsschließungen berichtet werden mußte, trat der Präsident des Goethe-Institutes zur Pflege der deutschen Sprache im Ausland und zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit (so der offizielle Titel), Hilmar Hoffmann, am Mittwoch in Dresden mit der Ankündigung vor die Öffentlichkeit, in den neuen Ländern mindestens vier neue Goethe-Institute einrichten zu wollen. Das erste soll in Weimar ins ehemalige Wohnhaus der Freifrau von Stein rein. Die Leitungen dieser Einrichtungen sollen „nach Möglichkeit Ostdeutsche“ übernehmen, so Hoffmann – was immer noch seltsam klingt und nach der Bekehrung des Wilden Ostens durch einheimische Missionare.

Bernard-Henri Levy, klassischer Intellektueller, Regisseur und Gründer der vielbeachteten „Sarajevo- Liste“ (siehe auch taz vom Montag) ist beim 9. Humorfilmfestival in Saint-Georges-de-Didonne für seine diversen Aktivitäten mit dem goldenen „Iznogoud“-Preis als „Verlierer des Jahres“ ausgezeichnet worden (zweiter Preis: die im Vorfeld der WM ausgeschiedene französische Fußballnationalelf). „Iznogoud“ ist übrigens – Frankophoniegesetz hin oder her – wirklich eine sogenannte Verballhornung des englischen „is no good“.

Ob es sich auch bei den „Neuen Gelsenkirchener Gedichten“ aus der Fegefeuer Press, die direkt hier auf unserem Schreibtisch, wo das Verlagsprogramm gelandet ist, ganz dreist für Lyrik „mit Herz und Hintern“ wirbt, um sogenannte Verballhornungen handelt, war angesichts der auf ruhrpötter Einweg- Schutz-Stiefel gedruckten oder in metallene Zigarettenetuis eingelassenen Gedichtobjekte bislang nicht zweifelsfrei zu ermitteln. Beeindruckt hat uns jedoch ein auf Leder gedrucktes Poem mit den Zeilen: „Arschleder ist Schutz. Arschleder ist Wärme. Arschleder ist Liebe. Arschleder ist Abschied. Arschleder ist Segel.“ Für 78 Märker unter der Nummer 0209/498496 zu beziehen. Laß zahlen, Kumpel!

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