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Neue Quallität

■ betr.: „Gehirntod und Zeitgeist“, taz vom 4.7.94

[...] Der Hirntod wird keineswegs, wie behauptet, „am atmenden...Leib“ ermittelt und hirntote Menschen atmen auch nicht „unterstützt“. Es gehört zuden unabdingbaren Voraussetzungen für die klinische Feststellung des Hirntodes, daß bei dem Patienten keinerlei spontane Atemanstrenung mehr nachgewiesen werden kann. Daß 1968 überhaupt eine neue – zusätzliche – Definition des Todes eingeführt wurde, liegt ja gerade daran, daß in den sechziger Jahren durch die Verbreitung der maschinellen Beatmung ÄrztInnen auf Intensivstationen plötzlich vor einem bis dahin in der Menschheitsgeschichte nie dagewesenen Menschen standen: Einem Menschen, der ohne intensivmedizinische Maßnahmen auch im „klassischen“ Sinne tot wäre (da ohne Spontanatmung), dessen biologische Funktionen (Kreislauf) aber unter diesen Maßnahmen aufrechterhalten wurden.

Ereignisse, die häufig erst zu dieser intensivmedizinischen Behandlung geführt hatten, schädigten bei diesen Menschen aber das Gehirn irreversibel und so stark, daß diese Menschen trotz eines schlagenden Herzens ein nicht mehr wiederzubelebendes totes Gehirn hatten. Die Autorin suggeriert, daß es diese neue Qualität von sterbenden Menschen auf Intensivstationen nicht gäbe, sondern sich irgendwelche bösartigen MedizinerInnen das Ganze nur ausdenken würden. Sicherlich kein Weg, um eine öffentliche ethische Diskussion darüber zu führen. [...] Dr. N. Teig, Bochum

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