piwik no script img

Parkhaus Lübecker Straße – eins drauf

■ Für 700.000 Mark will Wirtschaftssenator 28 Parkplätze mehr in der Lübecker Straße bauen

„Eine glatte Unverschämtheit“, sagt die baupolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Hackstein, „wenn es stimmt, daß der Wirtschaftssenator damit gedroht hat, das gesamte Verkehrsberuhigungskonzept Ostertorsteinweg / Vor dem Steintor in Frage zu stellen, wenn nicht mehr Parkplätze an der Lübecker Straße gebaut werden.“ Vor Jahren hatte man sich mühsam geeinigt: 45 Parkplätze fallen „Vor dem Steintor“ weg, 45 werden als „Tiefgarage“ an der Lübecker Straße neu gebaut. Kurz bevor alle nun in die Sommerferien fahren, überraschte das Wirtschaftsressort die betroffenen Beiratsvertreter mit der Nachricht, daß die anliegenden Kaufleute unbedingt mehr Parkplätze für ihre Kunden haben wollen. Wenn schnell weitergebaut wird und auf die Tiefgarage ein Parkgeschoß aufgesetzt wird, koste das nur 700.000 Mark, wenn dasselbe später gemacht wird, würde es vielleicht das Doppelte kosten... Für die 700.000 Mark aus Mitteln des Wirtschaftsressorts würden 28 zusätzliche Parkplätze entstehen.

Nur die CDU fand die Idee gut, der Beirat lehnte am Dienstag empört ab. Für die Bausenatorin ist damit die Sache klar: Am Montag sollen die 700.000 Mark von den Bremer Wirtschaftsförderern bewilligt werden. Mehr Parkplätze, so die Überzeugzung im Viertel, ziehen nur mehr PKW-Verkehr an. Für Ortsamtsleiter Hucky Heck geht zwar grundsätzlich von 28 Parkplätzen „die Welt nicht unter“, aber unfair findet er es doch, weil damals in einem Kompromiß auf genau diese Parketage verzichtet worden war. „Für Nachtreten gibt es im Fußball die Rote Karte“, meint der sportbegeisterte Heck.

Für die Bausenatorin darf das „Nein“ des Beirates nicht zu Verzögerungen führen: Neue Untersuchungen, sagt die Sprecherin des Ressorts, hätten den zusätzlichen Bedarf gezeigt, also müsse schnell gehandelt und der Kostenvorteil ausgenutzt werden.

Brebau-Geschäftsführer Peter Rienäcker erinnert sich, daß er „zähneknirschend“ vor Jahren auf die Parkplatz-Etage verzichtet hatte. Inzwischen sei aber aus Erfahrungen am Hohenpfad deutlich geworden, daß es unrealistisch sei, Parklätze doppelt zu nutzen –nachts für die Anwohner, tagsüber für die Kunden der Geschäfte. Nicht nur samstags gebe es da unlösbare Konflikte. Fazit für ihn: Die Tiefgarage soll ganz den AnwohnerInnen vorbehalten bleiben –„mit einem Tor“, ebenerdig und im ersten Stock sollen Kurzparker an Automaten ihre Gebühr zahlen. Das bedeutet: Für die Kunden werden 45 Parkplätze grundsätzlich gesperrt, sie bekommen als Ausgleich dafür 28 und eine entflochtene Park-Landschaft.

Rein architektonisch könnte die Baulücke sogar gewinnen, wenn zumindest eingeschossig eine ordentliche Fassade das Bauloch verdeckt, sagt der Brebau-Geschäftsführer. Vom städtebaulichen Bild her wäre es sogar erwägenswert gewesen, über der Park-Garage zwei- oder dreigeschossig Wohnungen zu bauen und so die Lücke ganz zu schließen. Nebenbei hätte ein derartiges Konzept, damals beschlossen, die Anwohner davor bewahrt, daß der mühlselig gefundene Kompromiß durch „Nachtreten“ nachgebessert wird. Aber daran, gesteht auch Ortsamtsleiter Heck, hat damals niemand gedacht. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen