piwik no script img

Trinkend die Welt fairändern

■ Neben sozialverträglichem Kaffee soll es bald auch Tee, Honig und Kakao mit dem TransFair-Siegel geben / Neuer Biokaffee bislang mit herkömmlichem Einkauf

„Der Kaffee ist fertig, klingt das nicht wunderbar zärtlich...?“ Vor allem, wenn die Bohnen aus der Tüte mit dem TransFair-Emblem stammen. In rund 20.000 Geschäften gibt es inzwischen den Kaffee mit dem Gütesiegel für sozialverträglichen Handel, der Marktanteil beträgt 0,6 Prozent.

Das Label kreierten entwicklungspolitisch engagierte Verbände 1992 als Reaktion auf die zunehmende Verelendung der Kaffeebauern. Gegen eine Lizenzgebühr dürfen Importeure und Röster das Zeichen benutzen, wenn der Kaffee mit langfristigen Abnahmegarantien direkt bei Kleinbauerngenossenschaften gekauft wird; das Entgelt liegt deutlich über dem Weltmarktpreis.

Produzieren die Kleinbauern ökologisch, bekommen sie einen Aufschlag. 7,4 Millionen Mark zusätzliche Einnnahmen konnten in den ersten zehn Monaten seit Einführung an Kleinbauerngenossenschaften überwiesen werden. Einen Teil des Geldes verteilen die Kooperativen an die Bauern, der Rest wird für Schulen, Gesundheitsversorgung, Aufforstungsprogramme oder für die Umstellung auf Öko-Anbau verwendet.

Der gerechtere Handel soll jetzt ausgeweitet werden. „Wenn alles klappt, wird es noch in diesem Jahr TransFair-Honig geben, bald auch fairen Tee“, erklärt Geschäftsführer Dieter Overath. Einige Probleme müssen aber noch gelöst werden: So können die Kriterien für Kaffeekleinbauern nicht einfach für das Plantagenprodukt Tee übernommen werden. „Wir suchen nach einem praktikablen System, durch das der durch TransFair erzielte Mehrpreis den Löhnen der Pflücker zugute kommt, die Kinderarbeit in den Teegärten geächtet und gleichzeitig die Umstellung auf pestizidfreien Anbau gefördert wird.“

Als weiteres Produkt für den fairen Handel ist Kakao im Gespräch. Hier seien die kleinbäuerlichen Strukturen „ganz ähnlich wie beim Kaffee“, so Overath.

Bio-Kaffee auch von deutschem Röster

Neben Kaffeesorten aus traditionellem Anbau bietet die Rösterei Hubert Tempelmann jetzt auch Biokaffee an, zertifiziert von der EU-Kontrollstelle SGS in Genf. Das Lebensmittellabor, das den Kaffee für das Öko-Test-Magazin untersuchte, hatte an dem Pulver nichts zu beanstanden:

Der Gehalt der Stoffe, die nach Meinung mancher Forscher für Magenreizungen verantwortlich sind, entsprach dem durchschnittlichen Wert. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die beim Rösten entstehen und Krebs verursachen können, wurden nicht nachgewiesen.

Allerdings hat der Biokaffee im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten kein TransFair-Siegel, was sich jedoch nach Angaben Tempelmanns bald ändern soll. ca/Rolf Gramm/„Öko-Test“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen