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Abschiebehäftlinge drohen mit Selbstmord

Gestern nachmittag stiegen drei Häftlinge der Abschiebehaft in der Kruppstraße während des Hofgangs auf Bäume und drohten, sich zu erhängen. Ein 28jähriger Palästinenser, ein 24jähriger Libanese und ein 24jähriger Algerier hatten sich aus Kleidungsstücken zusammengeknotete Schlingen um den Hals gelegt und forderten aus etwa zehn Meter Höhe die Freilassung aller Häftlinge. Augenzeugen zufolge soll der Libanese von einem Baum geschrien haben: „Ich sitze seit sechs Monaten in der Kruppstraße. Warum werde ich eingesperrt?“ Die Polizei verhielt sich zurückhaltend. Ein Notarztwagen und ein Löschzug mit Leiterwagen waren ebenfalls vor Ort. Teile der Kruppstraße waren für den Autoverkehr gesperrt. Da die Besuchszeit ausgesetzt worden war, drängten sich etwa 30 Angehörige von Häftlingen vor dem Eingang, und Schaulustige verfolgten das Geschehen von der Straße aus. Nach Polizeiangaben seien schon öfters Häftlinge während des Freigangs auf Bäume geklettert, um Forderungen durchzusetzen. Sie konnten aber immer zum Runterklettern bewogen werden.

Vergangene Woche waren über 50 Abschiebehäftlinge aus Protest gegen die zum Teil unmenschlichen Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten (taz berichtete). Nachdem die Innenverwaltung einige Forderungen, wie täglich eine Stunde Hofgang, erfüllt hatte, beendeten sie den Protest am Mittwoch. Staatssekretär Armin Jäger versprach, eine Sozialarbeiterstelle zu schaffen.fk

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