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„Es läßt sich immer etwas machen“

■ In Gorleben gehen die Vorbereitungen auf den Tag X weiter

Hannover (taz) – „Früher haben wir hier die Ostzone gehabt – jetzt haben wir hier die Zone mit dem Demonstrationsverbot“, kalauert einer der Landwirte, der gerade aus dem Hinterzimmer des Gasthauses nach draußen kommt. Drinnen sitzen drei Dutzend Bäuerinnen und Bauern. Sie haben Karten des Landkreises Lüchow-Dannenberg auf den Knien, planen nicht nur für die Demonstration am Samstag, sondern auch schon für den Tag X, die Einlagerung der Castor-Brennelementbehälter ins Atommüllager. Daß der niedersächsische Innenminister den Castor-Transport um mindestens sechs Wochen verschieben wird, wissen sie noch nicht.

Das Gasthaus liegt gut fünf Kilometer vom atomaren Zwischenlager entfernt. Ab hier gilt das vom Lüchower Oberkreisdirektor verhängte Versammlungsverbot, das erst gestern nun doch aufgehoben wurde. Am Morgen habe die Polizei hier sogar noch bei jedem, der in Richtung Gorleben wollte, die Personalien kontrolliert, weiß der Wirt zu berichten. Klar ist, daß es keiner hinnehmen würde, wenn die für Samstag angemeldete Demo verboten würde. Die Bäuerinnen und Bauern wollen mit ihren Schleppern zum Treffpunkt in Gedelitz kommen. Hier gibt es viele kleine Wege. „Daß sich in solchen Situationen immer etwas machen läßt“, wissen die meisten aus langjähriger Erfahrung.

Dann debattiert man, welche Strecke des Castor-Transports am Tag X die Freunde aus Lüneburg oder Uelzen übernehmen werden, und wo man selbst zu stehen hat. Auch draußen vor der Tür tauschen einzelne Tips aus. Ob der Nachbar noch einen alten Anhänger hat, der ruhig mit Strohballen drauf auf der Straße umkippen kann? Ob die Motorsäge schon bereitliegt? Wie Straßensperren so abzusichern sind, daß kein Auto aus Versehen hineinfährt.

Zuvor hatte man sich in Trebel getroffen, wo jetzt die Bewohner des geräumten Hüttendorfes ihre Zelte aufgeschlagen haben: „das Castornix im Exil“. Vor dreihundert Atomkraftgegnern hatte Peter Bauhaus dort für die BI verkündet, daß die Räumung des Hüttendorfes keine Niederlage gewesen sei, daß „wir den Spielraum für den Widerstand jeden Tag erweitern müssen“.

50 Bewohner von Castornix durchbrachen dann gleich das Demonstrationsverbot, zogen wieder vor das Zwischenlager. Die Polizei ließ sie passieren, schließlich wollten sie sich „zur Andacht oder zum Gottesdienst“ auf dem Parkplatz am Atommüllager versammeln. Dabei machte der bunte von rhythmischen Bongo-Klängen begleitete Zug eher einen heidnischen Eindruck. Jürgen Voges

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