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Flucht in die „Hölle auf Erden“

■ Bundesluftwaffe beteiligt sich ab heute an UN-Luftbrücke für Ruanda-Flüchtlinge in Zaire

Goma/Bonn (AFP/AP/dpa) – „Die Lage ist völlig außer Kontrolle geraten“, beschrieb Panos Moumtzis vom UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) gestern die Situation in Goma. Der zairische Grenzort zu Ruanda beherbergt das derzeit größte Flüchtlingslager der Erde. Nach Angaben des UNHCR flohen in den letzten fünf Tagen eine Million Menschen in den Nachbarstaat und brachten sich vor der vorrückenden „Patriotischen Front Ruandas“ (FPR) in Sicherheit. „So viele Menschen können wir in Goma gar nicht unterbringen“, stöhnte Moumtzis angesichts der Hilfesuchenden.

Die UNO richtete gestern eine Luftbrücke für die Flüchtlinge ein. In Goma landeten fast pausenlos Flugzeuge mit Lebensmitteln und Decken. Ab heute soll sich auch eine Boeing 707 der Bundesluftwaffe an den Flügen beteiligen. Der Flieger wird vom Flughafen Köln- Bonn Richtung Kenia starten. Von dort aus soll er zunächst vier Wochen im Pendelverkehr Hilfsgüter nach Goma bringen. Nach Darstellung der Bundesregierung handelt es sich um eine humanitäre Mission, die nicht vom Parlament gebilligt werden müsse. Ohnehin hatten außer der PDS alle im Bundestag vertretenen Parteien eine deutsche Beteiligung an der Luftbrücke gefordert.

Nach Darstellung des UNHCR drohen in Goma Epidemien auszubrechen. Da dort der Untergrund aus vulkanischem Felsen bestehe, könnten kaum Latrinen gegraben und Zelte aufgestellt werden. Viele Flüchtlinge hätten Ruhr, Malaria oder andere Krankheiten. Über die Luftbrücke gelange nur ein Bruchteil dessen, was benötigt werde, nach Goma. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht mehr unternehme, würden die Flüchtlinge zu Hunderten sterben. Eine Sprecherin der „Ärzte ohne Grenzen“ meinte: „Es ist die Hölle auf Erden.“

Unter den Flüchtlingen sind auch Soldaten der ruandischen Regierungstruppen. Augenzeugen berichteten, Dutzende von Lastwagen mit schweren Waffen seien über die Grenze gefahren. Etwa 1.500 Soldaten flüchteten in die Sicherheitszone, die die französischen Truppen in Westruanda geschaffen hatten. Am Rande der Sicherheitszone kam es gestern erstmals zu einer Schießerei zwischen Franzosen und der FPR. Dabei wurde ein Franzose leicht verletzt. Das französische Militär erklärte, die FPRler hätten „aus Versehen“ geschossen. Die FPR behauptete dagegen, die Franzosen hätten sich außerhalb der Sicherheitszone aufgehalten und das Feuer eröffnet. Siehe auch Seite 12

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