: Malaria, Maschinen und Masochismus
■ 18 Produktionen aus fünf Kontinenten ab Freitag beim Sommertheater
Das Programm des 11. Internationalen Sommertheaters vom 22. Juli bis 13. August trägt fast die Züge eines Tanztheater-Festivals. Trotz oft fließender Übergänge ist das reine Sprechtheater nach dem Wegfall von Bia Lessas Produktion Der Mann ohne Eigenschaften nur noch mit einer einzigen Produktion vertreten: Dem Stück Vau da Sarapalha des Teatro Piollin. Das Stück um zwei malaria-kranke Männer, zwischen denen noch ein letztes Geheimnis steht, spielt im brasilianischen Hinterland, dem selbstgewählten Theater-Exil der Gruppe.
Trotz großer Namen – Jan Fabre eröffnet mit seinem ersten Hamburggastspiel das Festival und Reza Abdoh zeigt seine zweite infernalische Gesellschaftskritik – sind vom Publikum wieder hauptsächlich Entdeckergeist gefragt. So beim Slowenischen Tanztheater, das mit drei radikalen Produktionen vertreten ist: Betontanc mit Every Word A Gold Coin's Worth, En-Knap mit Spread Your Wings und die aus dem Laibach/Neue Slowenische Kunst-Umfeld stammenden Cosmokinetic Cabinet Noordung mit ihrer Noordung Prayer Machine. Zwei bi-kontinentale Produktionen sind mit Mathilde Monnier, die mit ihrer Gruppe in Burkina Faso gearbeitet hat, und dem Projekt Teatro Salvador, bei dem der protugiesische Choreograph Joao Fiadeiro in Brasilien sein Projekt entwickelte, vertreten. Eine konzeptuelle Verarbeitung chinesischer Traditionen mit europäischer und amerikanischer Tanzmoderne bietet die taiwanische Gruppe Tai-Gu-Tales mit ihrem Stück The Back of Beyond, das – natürlich – die fünf chinesischen Grundelemente zum Thema hat.
Aus Europa kommen fürderhin: Raffaello Sanzio mit seiner Arbeit über Masochismus und dessen geistigen Urheber Leopold von Sacher-Masoch, der Schwede Michael Laub mit seiner Theater-im-Theater-Persiflage Rough, die Sommertheater-Stammgästin Angels Margarit und die Test Department-Künstler-Clique NVA.
Von den amerikanischen Kontinenten vervollständigendie kanadische Compagnie Marie Chouinard mit ihrer Version von Strawinskys Le Sacre du Printemps, die kubanische Tanzgruppe Danza Abierta und Meg Stuarts US-amerikanischer Alptraum No Longer Readymade das Programm. Einzige deutsche Produktion: COAX mit einer Neubearbeitung von Intravenös.
tlb
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