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Unterm Strich

Otto Sander, Gerd Wameling, Walter Schmidinger und Meret Becker anstelle von Peter Alexander und Gunther Philipp den rasenden Kellner Poldi und Co. mimen können. Unterdessen haben diverse Promis für den gutgemeinten kulturellen Zweck bereits zur Mastercard gegriffen: Mario Adorf ergatterte die Aktie nummero uno, dicht gefolgt von Walter Momper und Udo Lindenberg. Jetzt hat Ulrich Roloff-Momin, Berlins Senator für kulturelle Angelegenheiten und Theater-Abwickler wider Willen, das 100. Exemplar erstanden.

Verbunden mit dem Erwerb der Aktie ist eine Einladung zur Aktionärshauptversammlung in Form einer Galapremiere des „Weißen Rößl“ am 5. beziehungsweise 6. Oktober (früher nannte man solche Dienstleistung am mittelalterlich-feudalen Lehnsherren „das Recht der ersten Nacht“), während das ordinäre Publikum einen Tag später Premiere feiern darf. Dazu kommt eine Dividende in Höhe von 6 Prozent pro Jahr, zahlbar in Zutrittsanrechten (sprich: Eintrittskarten) zu Vorstellungen aus dem laufenden Programm des Kabaretts und Kleinkunsttheaters in der Schaperstraße, unweit der seit längerem dichtgemachten Volksbühne Berlin West.

Pi mal Daumen und durch alle Aktionäre geteilt springen da so um die 60 Mark fürs Sparbüchlein heraus – und der Herr Senator bekommt ja schließlich auch keinen Groschen mehr ausgeschüttet. Interessenten können sich jedenfalls unter der Nummer 030 / 883 11 67 über den Stand der Dinge informieren und Optionen buchen lassen. Wie heißt es im Rundbrief der rührigen Bühne so siegesgewiß: „Wir machen aus Menschen Mäzene!“.

Die kommen, die multimedialen interaktiven Klassiker: Nach der CD-Romination von Beethoven, Mozart und Stravinsky sind nun auch Richard Strauss und Franz Schubert Teil der „Microsoft“-Kollektion. Dabei werden in einem Service-Paket hübsch digital vom Cleveland Orchestra unter der Leitung Lorin Maazels zubereitete Ton-Aufnahmen von „Don Juan“, „Till Eulenspiegel“, „Tod und Verklärung“ und „The Trout Quintett“ (ganz ohne Maske und Replika) durch ein Programm mit Haupt- und Nebensächlichkeiten aus Leben und Wirken der beiden Komponisten ergänzt: „Per Mausklick lassen sich verschiedene musikalische Themen vergleichen, Tempo, Rhythmus, Harmonie und Struktur der Werke analysieren“, so die Nutzeranweisungen im Begleitwort der Herstellerfirma. Über den Vorzug des rein datengestützten Musikunterrichts für Internet-Studenten scheint man sich im Hause Microsoft doch ein wenig uneins zu sein. Als Weisheit letzter Schluß ist auf CD- ROM nämlich auch eine zusätzliche Bibliographie gespeichert, die „nützliche weiterführende Literaturhinweise“ enthält. Und hören muß man das Ganze trotz alledem ja schließlich auch noch selber.

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