: Scheidung: „Viele sind ahnungslos“
■ Beratungssstelle hilft bi-nationalen Paaren bei Trennung
Scheidung tut weh – aber für manche Paare bedeutet die Trennung nicht nur Herzschmerz, sondern den Verlust der Kinder,der Freunde und des Rechts, sich in Deutschland aufhalten zu dürfen. In Hamburg wird inzwischen jede achte Ehe zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten geschlossen, fast jede zweite wird geschieden. Bei Trennungskonflikten, die durch das Ausländergesetz noch verschärft werden, bietet eine Hamburger Beratungstelle des Verbands bi-nationaler Familien und Partnerschaften (IAF) Hilfe an.
Mit dem Vorsatz, sich von ihrem türkischen Mann scheiden zu lassen, kam eine junge Deutsche vor einem halben Jahr zur IAF – eine von über 400 Ratsuchenden des letzten Jahres. Doch in dem Gespräch wurde schnell deutlich, daß ihre Forderung nach alleinigem Sorgerecht die Ausweisung ihres Mannes bedeutet hätte und den Verlust des Vaters für ihr Kind. Nach dem Ausländergesetz erhalten nämlich nur diejenigen einen eigenen Aufenthaltsstatus, die vier Jahr in ehelicher Lebensgemeinschaft mit Deutschen gelebt haben. Vor der sicheren Abschiebung kann nur noch das gemeinsame Sorgerecht schützen. Ein Weg, für den sich das zerstrittene Paar entschied; so blieb dem Kind trotz der Scheidung der Vater erhalten.
„Viele sind ahnungslos, welche Auswirkungen eine Trennung für den ausländischen Partner haben kann“, berichtet Rechtsanwältin Ursel Naderhoff. Sobald in der Ausländerbehörde bekannt werde, daß Eheleute in getrennten Wohnungen leben, laufe dort die Abschiebemaschinerie an. Doch bi-nationale Paare kämpfen auch mit den Hürden, die durch das Aufwachsen in verschiedenen Kulturkreisen entstehen. „Unterschiedliche Vorstellungen über die Mann-Frau-Rolle, über Kindererziehung oder Religion wachsen sich dann zu unüberwindbaren Konflikten aus“, so die chilenische Projektleiterin und Psychologin Amelia Barrera-Dressel. Die Fremdenfeindlichkeit tue ein übriges.
Als einziges Hamburger Projekt, so Barrera-Dressel, sei IAF auf die vielschichtige Konfliktlage bi-nationaler Paare spezialisiert. Zwei Psychologinnen und zehn ehrenamtliche Kräfte können ihre Beratung und Therapieangebote dank eines Zuschusses der Schulbehörde kostenlos anbieten. sako
IAF, Durchschnitt 13, Tel.: 44 69 38
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen