Wiederaufbau Mostars gefährdet

■ Bisher keine vollständige Demilitarisierung der Stadt

Genf (taz/dpa) – Der Beginn des EU-Wiederaufbauprogramms für Mostar ist akut gefährdet. Am morgigen Samstag sollte nach bisherigen Planungen in der weitgehend zerstörten Hauptstadt der Westherzegowina der Startschuß für den Beginn der Aufbauarbeiten erfolgen: im Beisein des deutschen EU-Administrators Hans Koschnick sowie der Außenminister der EU-Troika, Kinkel (Deutschland), Juppé (Frankreich), und Papoulias (Griechenland).

Nach Angaben aus EU-Diplomatenkreisen in Genf wird die Veranstaltung jedoch noch am heutigen Spätnachmittag abgesagt und auf einen späteren Zeitraum verschoben, wenn Mostar „bis dahin nicht vollständig demilitarisiert ist“. Hierzu hätten sich Kroaten und Muslime, die nach den ursprünglich serbischen Angriffen in den ersten acht Monaten des Bosnienkrieges die Stadt zwischen April 1993 und 94 heftig umkämpft hatten, „mehrfach verbindlich verpflichtet“. Bis gestern hätten „beide Seiten“ diese Verpflichtung jedoch nicht erfüllt.

Als Demilitarisierung gilt der „vollständige Abzug aller Soldaten und militärisch nutzbaren Waffen aus dem EU-Administrationsgebiet. Dieses umfaßt die Stadt und die Umgebung. Ein Inspektionsteam der EU soll heute nachmittag vor Ort klären, ob die Demilitarisierung erfolgt ist. Privathaushalte dürfen ihre Waffen behalten. Nach Information des taz- Korrespondenten in Split haben die überwiegend muslimischen Regierungstruppen Bosniens den bislang von ihnen gehaltenen Stadtteil Mostars am Ostufer des Neretva-Flusses nach einer Abschiedsparade inzwischen vollständig geräumt.

Bislang geht EU-Administrator Koschnick weiterhin davon aus, innerhalb von 18 Monaten die größten Probleme in der weitgehend zerstörten Stadt in Bosnien-Herzegowina beseitigen zu können. Bis dahin sollten die 130.000 Einwohner wieder feste Zukunftsperspektiven haben, sagte der frühere Bremer Bürgermeister gestern vor Journalisten in Bonn. In diesem Zeitraum müsse es auch möglich sein, wieder ein geordnetes Zusammenleben zwischen Kroaten und Moslems zu organisieren. azu