Potenz

■ Fanny Müller: Die 14. Geschichte von Frau K.

rau K.s Enkelin Ywonne ist konfirmiert worden und Tochter Gerda hat nun alle Damen der Nachbarschaft zur Nachfeier eingeladen. Trixi ist auch mit von der Partie und plaziert sich vor die Heizung. „Tu dich ja benehm', sonst...“, droht Frau K. und sinkt ächzend auf das Sofa. Trixi läßt ein Schlappohr über ihr rechtes Auge hängen und versucht einigermaßen halbherzig, und auch ohne nennenswertes Ergebnis, den treuen Hundeblick hinzukriegen. Die Hauptattraktion ist aber erstmal Frau Petersen, der sie alles rausgenommen haben. Das muß natürlich millimetergenau erzählt werden. Die Schwarzwälder schmeckt trotzdem. Die Damen warten mit ähnlichen Erfahrungen auf (“...sacht der Doktor, so schlimm wie bei mir hat er das überhaupt noch nich gesehn...“). Selbst ich fühle mich animiert, die Geschichte von Tante Hilde zum besten zu geben, der sie ja auch alles... und wie ich als Kind das wörtlich genommen hatte und unter den Kaffeetisch kroch, um beobachten zu können, wie das, was sie oben reintat – und das war nicht wenig – unten gleich wieder rausfallen würde...

Nachdem die Gynäkologie abgehakt ist, wendet sich das Gespräch naturwüchsig einem verwandten Gebiet zu – den Männerkrankheiten. Inzwischen ist das fesselnde Thema Impotenz nämlich über die schicken Zeitschriften hinaus auch von der Regenbogenpresse aufgegriffen worden. Allerdings erübrigt sich in unserer Runde eine tiefergehende Diskussion über das Woher und Wohin, weil Frau K. die Sache zu schnell auf den Punkt bringt: „Das is doch alles nix Neues – in den Moment, wo du dir selbs'n Kleid kaufen kannst, da könn' die nich mehr“. Und fügt nach einer kleinen versonnenen Pause hinzu: „...das gibt ja Schlimmeres...“