: AKW-Baustelle in Tschechien blockiert
■ US-Bank gewährt Kredit für den russischen Meiler
Prag (dpa/taz) – Rund 150 tschechische, österreichische und slowakische Atomkraftgegner haben am Sonntag mittag alle zwölf Zufahrtswege zu der Baustelle des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin blockiert.
Dies teilte die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 mit. Mit der von der tschechischen Umweltschutzgruppe Duha (Regenbogen) und Global 2000 veranstalteten unbefristeten Aktion protestieren die Umweltschützer gegen den Weiterbau des Meilers, für den die amerikanische Export-Import-Bank trotz der massiven Einwände der österreichischen Regierung Kreditgarantien in Höhe von 317 Millionen Dollar (542 Millionen Mark) gewähren will.
Erik Piper von Duha wies darauf hin, daß sich die Parlamente von sechzig Gemeinden in der Umgebung von Temelin gegen einen Weiterbau des Reaktors ausgesprochen hätten. Die Demonstranten würden auf keinen Fall Gewalt anwenden. Kleinere Gesetzesübertretungen seien aber wohl kaum zu verhindern.
Miroslav Novak, Sprecher der Tschechischen Energiebetriebe (CEZ), drohte den Demonstranten an, die Polizei zu holen, wenn sie bis heute früh die Zufahrtswege nicht geräumt hätten. Novak bemängelte zudem, daß die Umweltschützer weder das Temeliner Gemeindeamt noch CEZ über ihre vorgesehene Protestaktion unterrichtet hätten.
Mit dem Bau des nahe der Grenze zu Österreich gelegenen umstrittenen AKWs Temelin war bereits im Jahre 1986 begonnen worden. Die Anzahl der ursprünglich geplanten vier Reaktoren sowjetischer Bauart war nach der politischen Wende von 1989 auf zwei reduziert worden, die vom US- Elektro-Konzern Westinghouse auf westlichen Standard gebracht werden sollen. Die von der Exim- Bank trotz des österreichischen Protests gewährten Kreditgarantien sollen Westinghouse die Fertigstellung der Reaktoren mit dem entsprechenden Know-how ermöglichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen