: Argentinien ruft UNO an
■ Spuren im Anschlag von Buenos Aires / Bisher 66 Tote
Buenos Aires/Beirut (AFP/ dpa) – Wegen des Anschlags auf das jüdische Zentrum in Buenos Aires am 18. Juli will die argentinische Regierung eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates beantragen. Nach einer neuen Bilanz wurden bislang 66 Tote aus den Trümmern des siebenstöckigen Gebäudes in der argentinischen Hauptstadt geborgen. Schätzungen zufolge wurden bei dem vermutlich mit einer Autobombe verübten Attentat mehr als hundert Menschen getötet.
Die Ermittler verfolgten unterdessen eine Spur, die nach Venezuela führt. Der mit der Untersuchung des Falls betraute Richter Juan Jose Galeano reiste nach Caracas, um dort inhaftierte Iraner zu Hintergründen des Attentats zu befragen. Bisher waren radikale Islamisten oder Mitglieder proiranischer Untergrundorganisationen als Tatverdächtige genannt worden, die möglicherweise mit Unterstützung argentinischer Rechtsextremisten handelten. Der Vorsitzende des Dachverbandes der jüdischen Vereinigungen in Argentinien (DAIA), Ruben Beraja, übte in einem Zeitungsbeitrag Kritik an den argentinischen Behörden. Geheim- und Sicherheitsdienste hätten versagt. Als möglicher Täterkreis kommen laut Beraja im wesentlichen drei Gruppen in Betracht: neonazistische Organisationen wie die des rechtsradikalen Politikers Alejandro Biondini, Militärs um die sogenannten „Carapintadas“, die in den achtziger Jahren erfolglos gegen den früheren Staatspräsidenten Raul Alfonsin putschten und deren Führer Mohamed Ali Seineldin derzeit im Gefängis sitzt, und schließlich radikale Moslemgruppierungen, die an der Grenze zu Paraguay aktiv seien.
Nach libanesischen Zeitungsberichten bekannte sich am Freitag in Beirut eine Gruppe namens „Ansar Allah“ (Anhänger Gottes) zu dem Anschlag von Buenos Aires und auch dem anschlagverdächtigen Flugzeugabsturz über Panama zwei Tage später. Die Gruppe habe erklärt, derartige Anschläge fortsetzen zu wollen, um die „zionistische Herrschaft“ zu beenden. Ein Mann, der im libanesischen Sidon eine Erklärung der Gruppe verbreitet haben soll, wurde am Wochenende festgenommen.
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